Politik

Starrsinn im Arbeitskampf Kein Angebot, keine Schlichtung

Zu Beginn des ersten Streiks in der Metall- und Elektroindustrie seit sieben Jahren demonstrieren Arbeitgeber und Gewerkschaft Starrsinn. Die Arbeitgeber lehnten es ab, ein neues Verhandlungsangebot vorzulegen. Die IG Metall lehnte eine Schlichtung ab.

"Wir brauchen jetzt keine Schlichtung, wir brauchen ein verbessertes Lohn- und Gehaltsangebot, um auf dieser Grundlage die Verhandlungen wieder aufnehmen zu können", sagte IG-Metall-Chef Klaus Zwickel in Frankfurt. Zu dem Vorschlag der Arbeitgeber, den FDP-Politiker Otto Graf Lambsdorff mit der Schlichtung zu beauftragen, sagte Zwickel: "Wer einen langen Streik will, muss Lambsdorff als Schlichter vorschlagen."

Der Name Lambsdorff war von Südwestmetall-Chef Otmar Zwiebelhofer ins Gespräch gebracht worden. Zwiebelhofer sagte, für die Aufgabe einer Schlichtung komme nur ein Wirtschaftswissenschaftler oder ehemaliger Wirtschaftspolitiker in Frage. Lambsdorff war früher Bundeswirtschaftsminister.

Am Morgen hatte Zwickel die Arbeitgeber auf einer Kundgebung vor dem Werkstor von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen aufgefordert, ein neues Angebot vorzulegen. Dies lehnten die Arbeitgeber ab. Zwiebelhofer bekräftigte, neue Tarifverhandlungen seien frühestens nach einer Woche Arbeitskampf wahrscheinlich. Zugleich warnte er vor den Folgen des Streiks. "Der Streik wird schon am ersten Tag Millionenschäden hervorrufen", sagte Zwiebelhofer.

Minister Müller für flexiblen Lohnabschluss

Unterdessen plädierte Wirtschaftsminister Werner Müller für unterschiedliche Lohnabschlüsse in den einzelnen Unternehmen. Ob eine Drei oder eine Vier vor dem Komma stehe, sollte in den Betrieben entschieden werden, sagte Müller der "Bild"-Zeitung.

Der parteilose Minister widersprach Befürchtungen, die Streiks könnten den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland gefährden. "Das tageweise Bestreiken einzelner Betriebe gefährdet den Aufschwung noch nicht."

Streikauftakt in Baden-Württemberg

Bis zum Mittag beteiligten sich nach Angaben der Gewerkschaft 30.000 Metaller an dem Arbeitskampf. Laut IG Metall kam es bei DaimlerChrysler in Stuttgart, Rastatt und Gaggenau zu eintägigen Streiks, Auch der Autobauer Audi in Neckarsulm und Porsche in Stuttgart wurden bestreikt. In Mannheim war beim Landmaschinenhersteller John Deere zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Den Auftakt hatten bereits am Sonntagabend knapp 2.000 Beschäftigte der Nachtschicht im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen gemacht.

Mit der Taktik, die einzelnen Firmen nur tage- oder schichtweise zu bestreiken, sollen nach Angaben der Gewerkschaft Fernwirkungen auf Lieferanten und Kunden möglichst gering gehalten werden. Am Montag sollen 21 Unternehmen mit rund 50.000 Beschäftigten lahmgelegt werden. Im Laufe der Woche werden etwa 50 weitere Betriebe bestreikt.

In den gescheiterten Tarifverhandlungen hatten die Arbeitgeber zuletzt 3,3 Prozent und eine Einmalzahlung von 190 Euro angeboten. Die Gewerkschaft verlangte mindestens vier Prozent mehr Lohn. Nach dem Scheitern der Gespräche kehrte sie allerdings zu ihrer ursprünglichen Forderung von 6,5 Prozent zurück.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen