Politik

Geldquelle versiegt Kein Erbe für die NPD

Nachdem das "Kämpferherz aufgehört hat zu schlagen", geht möglicherweise auch bald der NPD die Puste aus.

Jürgen Rieger starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Jürgen Rieger starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

(Foto: dpa)

Das "Kämpferherz", wie die Neonazis ihren an einem Schlaganfall erlegenen Parteivize, Anwalt und Großspender Jürgen Rieger nennen, hat nach Informationen des NDR ein Testament hinterlassen, in dem die Partei leer ausgeht. Allein die Familie werde begünstigt. Und die Familie habe keinen Bezug zur rechtsextremen Szene. Sie alleine könne jetzt entscheiden, was mit dem Vermögen des wohlhabenden Neonazis geschehen soll.

Das Testament könnte laut NDR die notorisch finanziell klamme NPD vor Probleme stellen. Denn Riegers Familie könnte die der Partei gewährten Darlehen zurückfordern. Dem Sender liegen Dokumente vor, die belegen, dass Rieger allein für den Landtagswahlkampf der rechtsextremen NPD in Mecklenburg-Vorpommern rund 270.000 Euro zur Verfügung gestellt hatte.

Das Landhaus in Faßberg.

Das Landhaus in Faßberg.

(Foto: dpa)

Die NPD lehnte jeden Kommentar hierzu ab. Über den Inhalt des Testaments hätten sie derzeit keine Kenntnis, sagte Sprecher Klaus Beier gegenüber n-tv.de. "Bei uns steht momentan der Trauermarsch in Wunsiedel im Mittelpunkt, alles andere steht nicht auf der Agenda."

Vermögen aus Immobiliengeschäften

Der im Alter von 63 Jahren verstorbene Rieger war in den vergangenen Jahren immer wieder durch spektakuläre Immobiliengeschäfte in die Schlagzeilen geraten. Zuletzt hatte er versucht, in der Gemeinde Faßberg im Landkreis Celle ein 80-Betten-Hotel für die Gründung eines rechtsextremen Schulungszentrums zu ersteigern. Dieses Problem dürfte sich jetzt ebenso erledigt haben wie auch viele andere Immobilienprojekte des Hamburger Neonazis in der gesamten Republik.

Rieger war jahrzehntelang eine Schlüsselfigur der Neonazi-Szene mit internationalen Verbindungen. Treuhänderisch verwaltete er außerdem die Vermögen verblichener Altnazis. In London hatte er eigens dafür eine Firma namens "Wilhelm Tietjen Stiftung Ltd." gegründet. In deren Namen erwarb er Grundstücke, unter anderem im niedersächsischen Landkreis Verden und im thüringischen Pössneck. Außerdem versorgte er die rechtsextreme NPD immer wieder mit sechsstelligen Krediten.

Mit diesem finanziellen Hintergrund schaffte er es bis zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der rechtsextremen Partei. Zugleich war er Landesvorsitzender der NPD in Hamburg. Experten gehen davon aus, dass mit Rieger auch dessen Grundstückspläne gestorben sind, da er nach Informationen des NDR testamentarisch keinen Bevollmächtigten für seine Londoner Firma eingesetzt hatte.

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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