Politik

Polizist erschossen Kein Zurück in Nordirland

Entsetzen in Nordirland: Nur 48 Stunden nach der Ermordung zweier Soldaten in einer britischen Kaserne ist die einstige britische Krisenprovinz von einem weiteren hinterhältigen Attentat erschüttert worden. Am Montagabend wurde ein Polizist im Einsatz erschossen. Fahnder suchen mit Hochdruck nach den Mördern. Ermittler nahmen zwei Männer fest. In welcher Beziehung die beiden Männer zueinander stehen und welche Rolle sie bei dem Attentat auf den Polizisten spielten, blieb zunächst unklar.

Politiker aller Parteien verurteilten die Bluttat. Zu dem neuen Attentat bekannte sich die Splittergruppe "Continuity IRA", die sich in der Tradition der irisch-republikanischen Untergrundorganisation IRA und ihres Kampfes gegen die britische Herrschaft in Nordirland sieht. "So lange die britische Einmischung in Irland anhält, so lange wird es diese Anschläge geben", erklärte der IRA-Ableger in seinem Bekennerschreiben.

Der Polizist war wegen eines Notrufs einer Frau in die Nähe einer Schule in Craigavon in der Grafschaft Armagh gefahren. Die Gegend gilt als Hochburg von pro-irischen Katholiken. Diese hatten während des Nordirland-Konflikts eine Abspaltung von Großbritannien und eine Vereinigung mit der Republik Irland angestrebt.

Der Polizist, der als erfahrener Beamter mit rund 20 Dienstjahren galt, starb an einem Kopfschuss. Es war der erste Mordanschlag auf einen Polizisten in Nordirland seit mehr als einem Jahrzehnt. Großbritanniens Premierminister Gordon Brown verurteilte den Polizistenmord scharf.

"Das ist falsch"

"Es wird kein Zurück zu den alten Zeiten geben", sagte er. "Das sind Mörder, die den politischen Prozess in Nordirland, der den Menschen dient, unterbrechen und zerstören wollen." Die Bevölkerung Nordirlands wolle keine "Rückkehr der Waffen auf die Straßen". Der nordirische Regierungschef Peter Robinson sagte, es werde nicht zugelassen, dass Nordirland durch solche Taten in die Vergangenheit zurückfalle. Er sei "angewidert" durch die Versuche der "Terroristen", die Provinz zu destabilisieren. Auch die Sinn-Fein-Partei, lange Zeit der politische Arm der einstigen Terrororganisation IRA, zeigte sich entsetzt. "Das ist ein Anschlag auf den Friedensprozess. Das ist falsch, es ist kontraproduktiv und ich möchte der Familie des Toten mein Beileid aussprechen", sagte der regionale Sinn-Fein-Abgeordnete, John O'Dowd.

"Es handelt sich um eine ernste Situation", sagte Basil McCrea von der Nordirischen Polizeiaufsicht, der auch Abgeordneter der moderaten Protestanten-Partei UUP ist, dem Sender BBC. "Wir hatten schon befürchtet, dass es noch weitere Anschläge geben würde, aber wir rechneten nicht damit, dass es so bald geschieht", so McCrea. Dolores Kelly von der gemäßigten katholischen Mitte-Links-Partei SDLP sagte dem Sender Sky News: "Wir blicken in den Abgrund."

Schwerster Anschlag seit Friedensabkommen

Am vergangenen Samstag hatten Aktivisten einer IRA-Splittergruppe, der "Wahren IRA", in Antrim nördlich von Belfast zwei britische Soldaten erschossen, als diese sich gerade Pizza bringen ließen.

Im Nordirlandkonflikt zwischen pro-britischen Protestanten und republikanischen Katholiken, kamen seit den 60er Jahren mehr als 3500 Menschen ums Leben. Der Anschlag auf die Kaserne am Wochenende war der erste seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens vor elf Jahren. In Nordirland herrscht nun Sorge vor einem Wiederaufflammen der Gewalt, die seit dem Karfreitagsabkommen von 1998 weitgehend beendet war.

Sicherheitsexperten zweifelten jedoch die Fähigkeit der auf etwa 100 Aktivisten geschätzten Gruppe an, eine große Gewaltwelle zu starten. Es wurden aber Befürchtungen laut, dass der Anschlag gewaltsame Reaktionen pro-britischer, protestantischer Gruppen hervorrufen könnte. So kursierten in der protestantischen Gemeinde Lisburn Flugblätter, auf denen zum neuerlichen Kampf gegen die pro-irischen Katholiken aufgerufen wurde.

Quelle: ntv.de

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