Politik

Urananreicherung in Iran Kein Zutritt für IAEO

Der Iran verweigert der Wiener Atombehörde IAEO Inspektionen seines im Bau befindlichen Schwerwasser-Reaktors bei Arak. Das Land verstößt damit gegen rechtsverbindliche Sicherheitsvereinbarungen, die es mit der Behörde geschlossen hat. Dies beklagte der stellvertretende Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, Olli Heinonen, in einem kritischen Schreiben an Teheran. Diese Weigerung zum jetzigen Zeitpunkt sei "nicht gerechtfertigt".

In dem Brief, der der dpa am Donnerstag vorlag, bestätigt Heinonen auch, dass der Iran inzwischen acht so genannte Kaskaden von Gaszentrifugen für die Urananreicherung in seiner Pilotanlage bei Natans aufgebaut hat. Das sind etwa 1.300 Zentrifugen. Teheran wollte ursprünglich bis Ende März 3.000 solcher Zentrifugen aufbauen. Wie viele dieser Geräte tatsächlich funktionsfähig sind und wie viel Uran sie anreichern, geht aus dem Schreiben des IAEO-Vizedirektors vom Mittwoch allerdings nicht hervor.

Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte erst vor wenigen Tagen erklärt, Teheran besitze jetzt die Fähigkeit zur industriellen Produktion angereicherten Urans, mit dem - je nach Anreicherungsgrad - Brennstäbe für Kernkraftwerke, aber auch Atombomben gebaut werden könnten. Würden die iranischen Zentrifugen unter Volllast ein Jahr betrieben, könnte man mit dem gewonnenen Material nach Meinung von Experten theoretisch eine einzelne Atombombe bauen. Teheran bestreitet allerdings jede militärische Absicht bei seiner geplanten Urananreicherung.

Zwar hatte der Iran schon seit vergangenem Jahr geringe Mengen niedrig angereicherten Urans hergestellt. Diese Aktivitäten beschränkten sich aber auf eine oberirdische Testanlage in der Fabrik in Natans, in der bis Mitte Februar laut IAEO erst gut 650 Zentrifugen in Betrieb waren oder kurz vor dem Abschluss der Installation standen. Dagegen wurde mit den neuen Arbeiten eine riesige unterirdische Fabrikhalle in Betrieb genommen, die Platz für mehr als 50.000 Uran-Zentrifugen bietet.

"Die bis jetzt eingefüllte Menge Uranhexafluorid ist klein, und die Kaskaden arbeiten unter niedrigem Druck", erklärte das Washingtoner Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit zu dem bekannt gewordenen Schreiben der IAEO.

Inzwischen erwägt die Europäische Union eine Verschärfung der UN-Sanktionen gegen die Verantwortlichen des iranischen Atomprogramms. Bei einem Treffen der EU-Außenminister am kommenden Montag in Luxemburg wird unter anderem über eine Ausweitung von Reisebeschränkungen für Atommanager und Militärs beraten. "Wir werden die Reiserestriktionen der UN strikt umsetzen und können uns auch eine EU-eigene Liste von Reisebeschränkungen vorstellen", sagte ein EU-Diplomat in Brüssel.

Eine solche ergänzende EU-Liste werde allerdings "nicht sehr lang" sein, hieß es. Es müsse auch abgewartet werden, ob die Minister unter dem Vorsitz ihres deutschen Kollegen Frank-Walter Steinmeier überhaupt bereit seien, über die "restriktiven Maßnahmen" des UN-Sicherheitsrates im Streit um die Atompolitik Teherans hinauszugehen. Der Weltsicherheitsrat hatte am 24. März unter anderem 15 Namen von Atommanagern und Militärs zu der bereits im Dezember beschlossenen Liste von Reisebeschränkungen gegen 12 Atomwissenschaftler hinzugefügt. Zu den verschärften UN-Sanktionen gehören auch ein Waffenembargo und eine Ausweitung der Beschlagnahme von iranischen Vermögenswerten im Ausland.

Quelle: ntv.de

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