Kunstfehler-Statistik Keine Götter in Weiß
03.06.2008, 10:41 UhrImmer mehr Patienten beklagen ärztliche Behandlungsfehler. Die Zahl der Vorwürfe bei den zuständigen Standesgremien wuchs 2007 um 1,5 Prozent auf 10.432, wie die Bundesärztekammer in Berlin berichtete. Etwa ein Viertel der Beschwerden hat Erfolg.
In 1.717 der 2007 abgeschlossenen Fälle erkannten die Gutachter tatsächlich einen Behandlungs- oder Aufklärungsfehler, der zu einem Gesundheitsschaden führte. In diesen Fällen gab es Schadenersatz, wie es weiter hieß. Entschieden wurden von den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen 2007 insgesamt 7.049 Fälle.
Hüften und Knie
Die häufigsten Behandlungsfehler gab es demnach in Kliniken bei der Hüftgelenkarthrose, in Arztpraxen beim Brustkrebs - unabhängig davon, ob die festgestellten Fehler einen Gesundheitsschaden verursachten. Am häufigsten beschwerten sich die Patienten der Statistik zufolge über angebliche Ärztefehler bei Operationen, bildgebenden diagnostischen Verfahren und der Therapie nach einem operativen Eingriff. Die meisten Entscheidungen trafen die Gutachter zu Vorwürfen von Patienten nach der Behandlung von Hüft- und Kniegelenkarthrosen.
Ziel der seit 1975 bei den Landesärztekammern eingerichteten Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen ist die außergerichtliche Einigung zwischen Arzt und Patient. Wenn der Patient oder der Arzt mit der Entscheidung der Gremien nicht einverstanden ist, kann er den ordentlichen Rechtsweg beschreiten - eine Klage vor Gericht wird durch die Tätigkeit der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen also nicht ausgeschlossen.
Spitze des Eisbergs
"Was die Schlichtungsstellen veröffentlichen, ist nur die Spitze eines Eisberges", sagte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, der "Frankfurter Rundschau". Viele Behandlungsfehler würden gar nicht erst begutachtet, "weil es schwer ist, zweifelsfrei festzustellen, dass ein Fehler vorliegt". Auch berichteten viele Patienten, dass es "ganz schwierig" sei, unabhängige Gutachten zu bekommen, sagte Etgeton.
Quelle: ntv.de