Terroranschläge auf Mallorca Keine Spur von ETA-Bombern
10.08.2009, 12:29 UhrDie spanischen Ermittler tappen nach den Anschlägen auf der Ferieninsel noch völlig um Dunkeln. Trotz strengster Kontrollen fehlt von den Bombenlegern der ETA bislang jede Spur. Da die Sprengsätze mit Zeitzündern versehen waren, könnten die Terroristen die Insel auch längst verlassen haben.
Einen Tag nach der Serie von ETA-Bombenanschlägen auf Mallorca fehlt von den Terroristen noch jede Spur. Die Ermittler tappen weitgehend im Dunkeln. Nach Angaben der Zeitung "El País" gehen sie grundsätzlich davon aus, dass zwei Terroristen der baskischen Untergrundorganisation ETA sich noch auf Mallorca aufhielten.
Allerdings schloss die Polizei auch nicht völlig aus, dass die Bombenleger die Sprengsätze bereits vor Tagen gelegt und die Insel längst verlassen haben könnten. In dieser Frage erhofften die Ermittler sich nähere Aufschlüsse von der Analyse der Zeitzünder, die die Sprengsätze zur Explosion gebracht hatten.
ETA zündete offenbar vier Bomben
Unterdessen geht die Polizei davon aus, dass die ETA am Sonntag auf Mallorca offensichtlich nicht drei, sondern vier Bomben gezündet hatte. Wie aus Polizeikreisen verlautete, deutete alles darauf hin, dass eine Explosion in einem Lokal im Zentrum der Inselhauptstadt Palma ebenfalls von der ETA ausgelöst worden war. Die Detonation war zunächst als eine Gasexplosion und ein Unglücksfall eingestuft worden.
Die Explosion in der "Nice"-Bar hatte sich eine halbe Stunde nach einer telefonischen Warnung der ETA ereignet. Die Terroristen hatten in mehreren konfusen und schwer verständlichen Anrufen vor mehreren Sprengsätzen gewarnt. Später detonierten noch drei weitere Bomben.
Ermittler untersuchen einen der Orte auf der Ferieninsel, an dem ein Sprengsatz explodierte.
(Foto: AP)
Der Anschlag auf die Gaststätte deutet darauf hin, dass die Terroristen die Bomben schon vor mehreren Tagen deponiert und mit Zeitzündern zur Explosion gebracht hatten. Das betroffene Lokal war nämlich seit Freitag geschlossen gewesen.
Die Bomben hatten nur eine geringe Sprengkraft und richteten kaum nennenswerte Schäden an. Menschen wurden nicht verletzt. Zwei Bomben explodierten in Restaurants im Strandviertel Portixol, eine dritte in einem Einkaufszentrum in der Innenstadt von Palma. Die Sprengsätze waren in Damen-Toiletten deponiert. Dies deutete nach Ansicht der Ermittler darauf hin, dass wenigstens einer der Bombenleger eine Frau war.
Verschärfte Kontrollen ohne Ergebnis
Unklar war auch, ob es sich bei den Bombenlegern um dieselben Terroristen handelte, die am 30. Juli im mallorquinischen Badeort Palmanova zwei Polizisten ermordet hatten. Der Generaldirektor der spanischen Polizei und der paramilitärischen Guardia Civil, Francisco Javier Velázquez, erörterte auf einem "Gipfeltreffen" mit den Chefs der verschiedenen Polizei-Einheiten das weitere Vorgehen. Die Sicherheitskräfte verschärften die Kontrollen auf Mallorca, die nach dem Mordattentat auf die Polizisten eingerichtet worden waren. Alle ankommenden und abreisenden Besucher werden nach Angaben des Präfekten Ramón Socías identifiziert.
Die Anschlagsserie löst in der politischen Führung Spaniens eine gewisse Überraschung und Ratlosigkeit aus. Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero, der auf der Kanaren-Insel Lanzarote Urlaub macht, hüllte sich zunächst in Schweigen. König Juan Carlos, der seine Ferien auf Mallorca verbringt, erklärte nach Angaben des Königshauses: "Dieser Bande von Mördern und Verbrechern wird es nicht gelingen, das demokratische Leben in Spanien oder die Normalität auf der Insel zu beeinträchtigen."
Tourismusbranche noch unberührt
Der Regierungschef der Balearen, Francesc Antich, rief Einheimische und Urlauber dazu auf, die Ruhe zu bewahren. "Wir werden nicht zulassen, dass die Terroristen unser Leben verändern", sagte er. Der Regierungschef kam mit dem spanischen Staatssekretär für Tourismus, Joan Mesquida, zusammen, um die Auswirkungen der Anschläge auf die Reisebranche zu erörtern.
Der Reiseveranstalter TUI rechnet nach eigenen Angaben nicht damit, dass die Buchungszahlen für Mallorca nun einbrechen. Nach den Anschlägen vom Sonntag habe es bislang noch keine Anruferwelle von Kunden gegeben, die ihre schon gebuchte Reise stornierten wollten, sagte eine TUI-Sprecherin in Hannover. Es sei auch nicht wahrscheinlich, dass das noch passiert.
Quelle: ntv.de, tis/dpa