UN-Klimabericht Keine Zeit zu verlieren
04.05.2007, 12:53 UhrZur Abwehr einer Klimakatastrophe haben Bundesregierung, Opposition und Umweltverbände schnelles Handeln von Politik und Wirtschaft angemahnt. Nach Vorlage des dritten Teils des UN-Klimaberichts in Bangkok erklärte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) in Berlin: "Die Wissenschaft hat ihre Arbeit getan, jetzt muss die Politik handeln." Deutschland und Europa seien auf einem guten Weg. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will am kommenden Donnerstag mit deutschen und europäischen Topmanagern über den Klimaschutz diskutieren.
Regierungssprecher Ulrich Wilhelm nannte es als Schlussfolgerung des Berichtes ermutigend, dass der Klimaschutz mit Kosten weltweit von höchstens 0,1 Prozent der Wirtschaftsleistung bezahlbar und machbar sei. Dazu gäben die Wissenschaftler der Politik noch zehn bis 15 Jahre. Er gehe davon aus, dass weitere Maßnahmen auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm Anfang Juni verabredet werden könnten und davon Impulse für die UN-Klimaverhandlungen ab Dezember in Bali (Indonesien) ausgingen. Der in Bangkok von mehr als 100 Delegationen abgestimmte Bericht betont jedoch, dass die Treibhausgase bereits von 2015 an nicht weiter steigen dürfen, um die Erde global nicht stärker als 2 oder höchsten 2,4 Grad Celsius zu erwärmen.
Schlussfolgerung
Gabriel sagte: "Jetzt kommt es darauf an, dass wir bei der Klimakonferenz im Dezember auf Bali auch international die Weichen richtig stellen." Erneuerbare Energien müssten weltweit ausgebaut werden. Der Energieeinsatz müsse effizienter werden. Die Politik müsse ökonomische Anreize geben. Der CO2-Emissionshandel sei dafür ein wichtiges Instrument. Gabriel: "Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wir müssen jetzt entschlossen handeln, um schwerwiegende und nicht mehr kontrollierbare Klimafolgen zu vermeiden." Nach den bisher vorgelegten drei Berichts-Teilen soll laut Umweltressort im November in Valencia (Spanien) eine abschließende Schlussfolgerung vorgelegt werden.
Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katherina Reiche, sagte: "Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt muss gehandelt werden." Um die Ziele des Treibhausgas-Abbaus zu erreichen, seien pro Jahr Investitionen in einer Größenordnung von weniger als 0,12 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts erforderlich. "Wird dagegen nicht gehandelt, drohen Überschwemmungen, Dürren, Krankheiten und Flüchtlingsströme, die zu Kosten führen, die 20 Mal höher sind." Auch in Deutschland und Europa sei es an der Zeit, die ambitionierten Klimaziele mit Leben zu füllen.
USA, China, Indien
Die FDP forderte die Bundeskanzlerin auf, die USA, China und Indien ins Klimaschutzboot zu holen. Der Klimawandel könne letztlich nur abgemildert werden, wenn global gehandelt werde. In einer Übergangszeit sei auch die Atomkraft noch erforderlich.
Die Windenergiebranche verlangte, die führende Stellung Deutschlands bei dieser klimaschonenden Technologie auszubauen. Weltweit seien bereits über 75.000 Megawatt Windkraftleistung installiert, sagte der Präsident des Bundesverbandes WindEnergie (BWE), Hermann Albers. Notwendig sei die kontinuierliche Entwicklung der Windkraft auf See. Der Vorstandssprecher des Unternehmens Solarworld, Frank Asbeck, kündigte an, dass Solarstrom in Deutschland bereits von 2013 an wirtschaftlich angeboten werden könne. Der gesamte Anteil erneuerbarer Energien am Strom könne bis 2020 sogar auf mehr als 35 Prozent wachsen. Der Naturschutzbund forderte über den Emissionshandel höhere Preise für fossile Energieträger wie Kohle und Gas. Umso schneller entstünden Innovationen und Alternativen, erklärte der Verband.
Quelle: ntv.de