Politik

Stichwahl zwischen Karsai und Abdullah Keine politische Einigung

Herausforderer Abdullah (l.) und Amtsinhaber Karsai wollen nicht miteinander regieren.

Herausforderer Abdullah (l.) und Amtsinhaber Karsai wollen nicht miteinander regieren.

(Foto: dpa)

Nach Präsident Hamid Karsai hat sich auch dessen Herausforderer in der kommenden Stichwahl, Abdullah Abdullah, gegen eine Koalitionsregierung in Afghanistan ausgesprochen. Mit einer Regierung der Nationalen Einheit hätte die für den 7. November angekündigte zweite Wahlrunde zwischen Karsai und Abdullah vermieden werden können. "Die Lösung für dieses Land liegt nicht darin, eine Koalitionsregierung zu bilden", sagte Ex-Außenminister Abdullah. "Einzig mögliches Szenario" sei eine Stichwahl. Sein Wunsch sei es, dass die Stichwahl unter guten Umständen stattfinden werde, was die "Sicherheit" und die "Transparenz" angehe, fügte Abdullah hinzu. Die Stichwahl gilt angesichts logistischer Probleme und der angespannten Sicherheitslage als schwierig umzusetzen.

Koalitionsregierung "ohne Legitimität"

Karsai hatte betont, eine Koalition "hätte keinerlei Legitimität". Zwei Monate nach der von massivem Betrug überschatteten Präsidentschaftswahl in Afghanistan hatte der Präsident am Dienstag mit der Ankündigung der Stichwahl erstmals akzeptiert, dass er nach Abzug gefälschter Stimmen keine absolute Mehrheit erreicht hat. Abdullah dankte Karsai für sein Einlenken. Das habe "das Vertrauen der Menschen in den Wahlprozess" gestärkt.

Nach Angaben der Wahlkommission (IEC) kam Karsai auf 49,67 Prozent der Stimmen. Angaben zu Abdullahs Abschneiden machte die IEC zunächst nicht. Abdullah kündigte "bestimmte Vorschläge" an, um Wahlbetrug bei der zweiten Runde zu verhindern. Einzelheiten nannte er nicht.

Chefs von Wahllokalen werden entlassen

Die Mission der Vereinten Nationen in Afghanistan (UNAMA) hatte bereits am Wochenende angekündigt, nach dem massiven Wahlbetrug würden rund 200 und damit mehr als die Hälfte der IEC-Distriktchefs ersetzt. Die Rekrutierung der 200 neuen Mitarbeiter der Wahlkommission laufe, sagte UNAMA-Sprecher Aleem Siddique. Er hatte von einem "kleinen Zeitfenster" bis Anfang November gesprochen, in der die Stichwahl vor dem drohenden Wintereinbruch noch abgehalten werden könne.

Taliban: Wahl war "Lachnummer"

Die Taliban haben inzwischen die Präsidentschaftswahlen in Afghanistan als Lachnummer bezeichnet. Der Urnengang am 20. August sei "ein Witz, eine Schande und voller Peinlichkeiten für die Regierung in Kabul ganz allgemein" gewesen, hieß es nach Angaben des auf die Beobachtung islamistischer Websites spezialisierten US-Unternehmens SITE in einer Erklärung der Taliban, die im Internet veröffentlicht wurde. Nur wenige Wahlberechtigte hätten ihre Stimme abgegeben, einige hätten den Urnengang mit "Bestechungsgeldern, Betrug, Diebstahl und auch Gewalt" manipuliert. "Was die Mehrheit insgesamt betrifft, so erklärte sie offen ihren Boykott und ihre Ablehnung" der Wahl, schrieben die Islamisten.

Die Erklärung, die auf Dienstag datiert war, nahm nicht Bezug auf die angekündigte Stichwahl zwischen Karsai und Abdullah. Die Taliban schrieben, dass die Lage mittlerweile "noch erniedrigender für die falsche Demokratie und ihre Förderer" sei. Schließlich seien zwei Monate vergangenen, ohne dass verbindliche Endergebnisse verkündet worden seien.

Quelle: ntv.de, dpa/rts/AFP

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