IGeL-Ärzteseminare Keine staatliche Förderung mehr
12.08.2012, 10:09 UhrGeld aus dem Wirtschaftsministerium für Seminare, in denen Ärzte lernen, wie sie Patienten extra zu zahlende Leistungen schmackhaft machen. Das geht dann wohl doch zu weit. Nun zieht das Ministerium die Notbremse.

Geld zu verdienen mit medizinisch fragwürdigen Maßnahmen, soll nicht länger unterstützt werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nach heftiger Kritik stellt die Regierung die Förderung von Seminaren ein, in denen Ärzte im Verkauf umstrittener individueller Gesundheitsleistungen (IGeL) an Patienten geschult werden. Eine "aktiv betriebene Vermarktung" dieser Leistungen sei mit den ethischen Grundsätzen des Ärzteberufs nicht vereinbar, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin. Die Förderrichtlinien würden daher "kurzfristig angepasst".
"Holen sich Ärzte zur Entwicklung entsprechender Verkaufsstrategien externe Hilfe, ist dies vor allem unter gesundheitspolitischen und ethischen Gesichtspunkten nicht unterstützungswürdig", teilte das Ministerium mit. Angaben über die bisherigen Fördermittel gab es nicht.
IGe-Leistungen müssen von Kassenpatienten selbst bezahlt werden. Die gesetzlichen Kassen stufen die meisten dieser Leistungen als eher schädlich denn nützlich ein. Häufige Leistungen sind das Glaukom-Screening auf Grünen Star und der vaginale Ultraschall auf Eierstock- und Gebärmutterkrebs. Das Volumen dieser Extra-Leistungen lag nach einer AOK-Studie im Jahr 2010 bei 1,5 Milliarden Euro. Demnach wurde mehr als jedem vierten Versicherten (28,3 Prozent) innerhalb eines Jahres eine medizinische Leistung auf Privatrechnung verkauft.
Das dem Wirtschaftsministerium unterstehende Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle fördert Verkaufsseminare für Ärzte mit bis zu 3000 Euro pro Beratung. Als Ende Juli bekannt wurde, dass auch das Marketing von IGe-Leistungen dazugehörte, stieß dies auf breite Kritik. Unverständnis äußerten Gesundheitsexperten, Politiker der Opposition, aber auch der Koalition.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa