Politik

"Yes, he can!" Kenia hält den Atem an

Kenia hat sicher keinen Mangel an heimischen Konflikten. Doch momentan hält das ostafrikanische Land mit seinen 42 teils tief zerstrittenen ethnischen Gruppen gemeinsam den Atem an: Wird Barack Obama, der Sohn eines Mannes aus Kenia, der erste schwarze Präsident der USA? Diese große Frage überlagert zur Zeit Probleme wie die drohende Hungersnot im Norden, die Lebensmittelpreiskrise oder die juristische Aufarbeitung der blutigen Gewalt mit mehr als 1500 Toten nach den Präsidentenwahlen.

"Obama ist mehr als ein Kandidat der Demokraten, er ist ein Kandidat der Welt", schwärmte die Zeitung "The Standard" erst am Wochenende über den Senator aus Illinois. Die "Daily Nation", die seit Wochen Sonderkorrespondenten in die USA entsandt hat, um die Leser in Nairobi, Kisumu oder Mombasa auf dem Laufenden zu halten, steht da nicht nach: "Yes, he can!" formulierte die Zeitung in ihrer Sonntagsausgabe den Obama-Slogan um. In seiner Suaheli-Übersetzung "Ndio tunaweza" ist er längst zum geflügelten Wort in Kenia geworden. Die Titelseiten beider Zeitungen lassen schon seit Wochen vergessen, dass sie in Afrika erscheinen, denn kaum eine Ausgabe kommt ohne ein Obama-Foto und Berichte vom US-Wahlkampf auf der ersten Seite aus.

"Das wäre ei großer Tag in Kenia"

Peter Kasuku darf am 4. November nicht mitwählen, aber er lässt keinen Zweifel aufkommen, wem er seine Stimme geben würde: Der Techniker aus Nairobi trägt voller Stolz seinen Obama-Anstecker am Hemd. "Ich hoffe so, dass er gewinnt", sagt er. "Das wäre ein großer Tag auch für uns in Kenia." Die Preise für Obama-T-Shirts bei den fliegenden Händlern der kenianischen Hauptstadt haben in den vergangenen Tagen spürbar angezogen: Wurden sie noch Anfang der Woche für 650 Schilling verkauft, geht nun unter 1000 Schilling (etwa zehn Euro) nichts mehr.

Auch im Foyer des Nationaltheaters in Nairobi lagen am Sonntag T- Shirts mit dem Bild Obamas zum Verkauf aus. So mancher Theaterbesucher zögerte nicht lange. Auf dem Spielplan stand das Musical "Obama", das passend zum Wahltermin Uraufführung hatte und vom Leben Obamas, unterlegt mit afrikanischen Rhythmen, inspiriert ist. Komponist und Autor George Orido denkt bereits über eine Fortsetzung nach - vorausgesetzt, dass Obama tatsächlich Präsident wird.

Ein Kandidat für die Welt von heute

Makadem, einer der populärsten Sänger Kenias, hat ebenfalls seinen Beitrag zur allgemeinen Obama-Begeisterung geleistet. Sein Reggae- Song "Obama be thy name" (Dein Name sei Obama) wird zur Zeit in den Radiostationen und Diskotheken besonders gerne gespielt, der mit der deutschen Filmemacherin Katrin Ender gedrehte Videoclip soll über das Internet möglichst viele Wähler in den USA erreichen. "Ich glaube, dass Obama der Kandidat für die Welt von heute ist", begründet Makadem sein Engagement für den Kandidaten im fernen Amerika.

Besonders groß ist die Begeisterung für Obama im Westen Kenias und unter den Luo, der Volksgruppe seines Vaters. In Kisumu am Viktoriasee wird es von Montagabend an eine "Obama-Fanmeile" geben. Die Suaheli-Abteilung des britischen Rundfunksenders BBC stellt im Stadion der Stadt eine Großleinwand auf und will drei Tage lang Dauerprogramm aus Kenia und den USA zeigen. Nicht nur in Kisumu hoffen viele auf eine große Obama-Party, auf der dann auch das "Obama-Bier" der Marke "Senator" in Strömen fließen dürfte.

Quelle: ntv.de, Eva Krafczyk, dpa

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