Politik

Keine Giftspritze, kein Infarkt Kim Jong Nams Tod gibt Rätsel auf

Kim Jong Nam (l.) ist der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un.

Kim Jong Nam (l.) ist der Halbbruder des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un.

(Foto: AP)

Auch eine Woche nach dem mutmaßlichen Giftanschlag auf den Halbbruder von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un tappen die Ermittler im Dunkeln: Bei der Autopsie des Leichnams finden sich keine Einstiche am Körper. Bringen die Fingerabdrücke Klarheit?

Eine Woche nach dem mysteriösen Tod des älteren Halbbruders von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un steht die Todesursache noch immer nicht fest. Die Autopsie des Leichnams von Kim Jong Nam sei abgeschlossen, erklärte der Chef der malaysischen Gesundheitsbehörde, Noor Hisham Abdullah - dennoch gebe es weder Einstichspuren am Körper des 45-Jährigen noch Anzeichen eines Herzinfarkts. Derzeit würden aber noch Fingerabdrücke im Labor untersucht. Bisher habe der Tote nicht einmal eindeutig identifiziert werden können, da noch keine DNA-Proben von Verwandten vorlägen, so Noor Hisham.

Der Vizeregierungschef des Landes hatte vor einigen Tagen gesagt, bei dem Opfer handle es sich um Kim Jong Nam. Nordkoreas Botschafter hatte dagegen Zweifel an der Identität des Toten geäußert und erklärt, sein Land traue Malaysia bei der Aufklärung des Falles nicht über den Weg. Die malaysische Regierung zog daraufhin ihren Botschafter aus Pjöngjang ab. Malaysias Ministerpräsident Najib Razak kritisierte die Erklärungen des nordkoreanischen Botschafters als "diplomatisch rüde". Die Untersuchung des Falls werde fair verlaufen.

Der erste Sohn des 2011 gestorbenen Diktators Kim Jong Il wurde in der vergangenen Woche am Flughafen von Kuala Lumpur mutmaßlich Opfer eines Giftanschlags. Zunächst war spekuliert worden, dass das Gift womöglich über eine Nadel verabreicht wurde. Mittlerweile gibt es eine Theorie, wonach dem Opfer das Gift ins Gesicht geschmiert oder gesprüht wurde.

Sohn soll Kim Jong Nam identifizieren

Vertreter Südkoreas und der USA gehen davon aus, dass nordkoreanische Agenten hinter dem Attentat stecken. Vier Verdächtige, darunter zwei Frauen, wurden festgenommen. Vier Nordkoreaner werden laut dem Sender CNN im Zusammenhang mit der Tat weiter gesucht. Am Tage des Anschlags verließen sie nach Polizeiangaben das Land. Alle vier sollen nach Nordkorea entkommen sein.

Aus dem malaysischen Außenministerium hieß es, Nordkorea sei darüber informiert worden, dass der Leichnam nach abgeschlossenen Ermittlungen den Angehörigen ausgehändigt werde. Die Gesundheitsbehörde wartet nach eigenen Angaben noch auf das Eintreffen eines Verwandten von Kim Jong Nam. Berichten zufolge wird der 21-jährige Sohn des Getöteten in der malaysischen Hauptstadt erwartet, um die Leiche zu identifizieren. Nordkorea hatte zuvor die Untersuchung kritisiert und die Herausgabe der Leiche gefordert.

Der Leichnam von Kim Jong Nam wird in Kuala Lumpur Berichten zufolge von schwer bewaffneten und mit Spezialgerät ausgerüsteten Polizisten bewacht. Der 45-Jährige lebte in Macau unter dem Schutz der chinesischen Regierung. Er hatte sich stets kritisch über die Familiendynastie in seiner Heimat geäußert. Südkoreanischen Regierungskreisen zufolge erteilte Kim Jong Un bereits vor Jahren den Auftrag zur Ermordung seines Halbbruders.

Quelle: ntv.de, jug/dpa/rts

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