Politik

Krank oder abgesägt? Kim entlässt Armeechef Ri

Ri Yong Ho (l.) war bisher treuer Diener der Interessen von Kim Jong Un. Doch nun ist seine Karriere beendet.

Ri Yong Ho (l.) war bisher treuer Diener der Interessen von Kim Jong Un. Doch nun ist seine Karriere beendet.

(Foto: REUTERS)

Vorgänge in Nordkorea sind stets schwer zu durchschauen. So auch dieser: Kim wirft seinen Generalstabschef Ri raus. Er soll krank sein, so die offizielle Begründung. Doch Krankheit hat in Nordkorea noch nie politische Karrieren beendet. Experten glauben daher, dass der Drahtzieher von Kims Machtübernahme einen Fehler gemacht haben könnte.

Kim Jong Un erfüllt die Pflichten eines Diktators: Er besucht einen Kindergarten in Pjöngjang.

Kim Jong Un erfüllt die Pflichten eines Diktators: Er besucht einen Kindergarten in Pjöngjang.

(Foto: REUTERS)

Nordkoreas Armeechef Ri Yong Ho ist all seiner Aufgaben entbunden worden. Grund sei eine "Krankheit" des Armeechefs, berichtete die nordkoreanische staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Der Beschluss dazu sei am Sonntag bei einer Sitzung des Politbüros der nordkoreanischen Arbeiterpartei gefallen.

Ri Yong Ho war seit 2009 Chef des Generalstabs der nordkoreanischen Streitkräfte. Er war zudem Vize-Vorsitzender der einflussreichen zentralen Militärkommission der Arbeiterpartei und Mitglied des Präsidiums des Politbüros der Partei. Von all diesen Posten wurde Ri Yong Ho nun entbunden, wie KCNA berichtete.

Der Vize-Marschall galt als Vertrauter des verstorbenen nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Il und begleitete diesen auf vielen seiner Reisen. Er hatte erst kürzlich den neuen Machthaber, Kim Jong Ils Sohn Kim Jong Un, bei öffentlichen Auftritten begleitet.

Krankheit wohl nur vorgeschoben

Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap schrieb, der 70 Jahre alte Ri sei eine Schlüsselfigur gewesen, die Kim Jong Un geholfen habe, nach dem Tod seines Vaters Kim Jong Il im Dezember die Kontrolle über das Militär zu übernehmen.

Ein Sprecher des südkoreanischen Vereinigungsministeriums in Seoul sagte, die Situation in Nordkorea werde "mit Interesse" verfolgt. Weitere Angaben wollte er nicht machen.

Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul sagte, womöglich sei Ri bei Kim Jong Un in Ungnade gefallen oder habe einen Machtkampf innerhalb des Militärs verloren. Aus gesundheitlichen Gründen würden Partei- oder Militärführer in Nordkorea selten entlassen.

Paik Hak Soon vom Sejong Institute sagte, mit der Entlassung Ris wolle Kim Jong Un die Macht der Arbeiterpartei über das einflussreiche Militär stärken. "Jong Un wird sicherstellen, dass jetzt die Partei die übergroße Armee kontrolliert - damit hatte sein Vater Ende 2010 vor seinem Tod begonnen." Vermutlich werde Kim nun einen jüngeren Offizier einsetzen, der engere Verbindungen zur Arbeiterpartei habe und sich leichter kontrollieren lasse, sagte der Nordkorea-Experte.

Die nordkoreanische Armee ist mit 1,2 Millionen Soldaten eine der größten der Welt. Sie gewann in den 90er Jahren basierend auf der sogenannten Songun-Doktrin an Einfluss, was übersetzt "Die Armee zuerst" bedeutet. Die Doktrin räumt der Armee eine maßgebliche Stellung im Land ein und rechtfertigt, dass Unsummen für Verteidigung ausgegeben werden, während Millionen Nordkoreaner Hunger leiden.

Quelle: ntv.de, AFP/dpa

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