Atom-Gespräche am Ende Kim geht's besser
11.12.2008, 18:27 UhrEin französischer Facharzt hat Gerüchte bestätigt, wonach der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il einen Schlaganfall erlitten hat. Kim sei allerdings nicht operiert worden, sagte der Neurochirurg Franois-Xavier Roux der Tageszeitung "Le Figaro". "Mittlerweile geht es ihm besser." Inzwischen wollen die USA nach dem Scheitern der Sechs-Länder-Gespräche über das nordkoreanische Atomprogramm ihre Politik gegenüber Pjöngjang überdenken.
Neueste Fotos wohl "aktuell"
Die jüngst veröffentlichten Fotos des nordkoreanischen Präsidenten machten den Anschein, "aktuell und echt" zu sein, so der französische Neurochirurg. Mehr könne er nicht sagen, weil er an die ärztliche Schweigepflicht und ein Staatsgeheimnis gebunden sei, sagte Roux, ein Freund des französischen Außenministers Bernard Kouchner und wie dieser ein früheres Mitglied von Ärzte ohne Grenzen.
Heimliche Behandlungen in Nordkorea
In dem Bericht sprachen mehrere französische Ärzte darüber, wie sie heimlich bekannte Persönlichkeiten des kommunistisch regierten Staates behandelt hätten. Den Kontakt habe stets der Vertreter Nordkoreas bei den Vereinten Nationen in Genf hergestellt, Tchoe Il. Anfang der 90er Jahre habe Tchoe sich an Herzspezialisten aus Lyon gewandt, nachdem er sich in der Schweiz eine Abfuhr eingehandelt habe, berichtete ein Arzt, der nicht namentlich genannt werden wollte. Der Nordkoreaner habe ihm das EKG eines Patienten gezeigt und gesagt, dass es sich um eine bekannte "Persönlichkeit" handele, die einen Herzschrittmacher brauche.
Auch Kim Il Sung auf dem OP-Tisch
Ein Chirurg, ein Narkosearzt und eine Krankenschwester seien daraufhin nach Pjöngjang gereist, wo sie zunächst mehrere Militärs operiert hätten. Eines Tages habe dann ein älterer Mann vor ihnen auf dem Operationstisch gelegen, der eine Brille mit gesprungenen Gläsern aufgehabt habe, damit er nicht zu erkennen war. Erst nach der Rückkehr in Frankreich hätten die Ärzte dann sicher gewusst, dass es sich um den Staatsgründer Kim Il Sung gehandelt habe, den Vater des jetzigen Machthabers, der einen Herzinfarkt erlitten hatte.
Der Neurochirurg Roux hatte sich Ende Oktober gegen französische und japanische Berichte verwahrt, wonach er zu Kims Behandlung nach Nordkorea gereist sein soll. Er wisse über den gesundheitlichen Zustand des Präsidenten nicht mehr, als in der Zeitung zu lesen sei, sagte Roux seinerzeit. Nordkorea hatte vor gut zwei Wochen erneut Fotos des Staatschefs veröffentlicht, auf denen der 66-Jährige beim Besuch zweier Fabriken zu sehen war. Südkorea und die Vereinigten Staaten zweifelten die Aktualität der Bilder allerdings an.
Kim war seit Monaten nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. Anfang September nahm er nicht an den Feiern zum 60. Jahrestag der Staatsgründung Nordkoreas teil, im Oktober fehlte er beim Begräbnis eines ranghohen Parteifreundes. Gerüchte über einen Schlaganfall wies der völlig verarmte kommunistische Staat stets als Propaganda zurück.
Kein Durchbruch bei Atom-Gesprächen
Bei den Sechs-Länder-Gesprächen über das nordkoreanische Atomprogramm in Peking ist der erhoffte Durchbruch am Donnerstag ausgeblieben. Weil Nordkorea die Zusammenarbeit verweigere, sei die Politik gegenseitiger Zugeständnisse in Frage gestellt worden, teilte die US-Regierung daraufhin mit.
US-Regierungssprecherin Dana Perino sagte, noch sei es zu früh, um über die nächsten Schritte im Atomstreit mit Pjöngjang zu sprechen. Es sei jedoch "bedauerlich", dass Nordkorea die sich bietende Gelegenheit nicht genutzt habe. Die Tür habe weit offen gestanden. Nordkorea wollte ein Protokoll mit Richtlinien zur Überprüfung der Angaben Pjöngjangs zur schrittweisen Beendigung seines Atomprogramms nicht unterzeichnen, wie der US-Sondergesandte Christopher Hill mitteilte. Nordkorea lehnt es ab, dass internationale Atominspekteure auch Proben nehmen dürfen.
Die Verhandlungen hatten am Montag begonnen.
Derzeit kein Folgetermin
2007 hatten die sechs Staaten - Nordkorea, Südkorea, China, Japan, Russland und die USA - vereinbart, das nordkoreanische Atomprogramm stufenweise zu beenden. Als Gegenleistung sollte Pjöngjang unter anderem Heizöllieferungen erhalten und international aufgewertet werden. Die US-Regierung strich Nordkorea von seiner Liste der "Schurkenstaaten". Die Umsetzung der Vereinbarung gerät jedoch immer wieder ins Stocken. Ein Termin für die nächste Runde der 2003 begonnenen Sechser-Gespräche stand zunächst nicht fest.
Quelle: ntv.de