Mit Ende 20 in den Startlöchern Kim klärt Erbfolge
29.09.2010, 11:05 Uhr
Das Foto der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zeigt den "geliebten Führer" Kim Jong Il (M) während der Parteikonferenz. Hinter ihm die Statue seines Vaters Kim Il Sung, des "ewigen Führers".
(Foto: dpa)
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hievt seinen jüngsten Sohn auf hohe Posten in Zentralkomitee und Militärkommission und ernennt ihn quasi zu seinem Nachfolger. Zudem stimmt der gesundheitlich angeschlagene Staatschef neuen Militärgesprächen mit Südkorea zu.
Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Il hat seinen jüngsten Sohn praktisch zum Nachfolger bestimmt. Beim größten Treffen der Kommunistischen Arbeiterpartei seit 30 Jahren nahm der gesundheitlich angeschlagene Kim seinen zuvor zum Vier-Sterne-General ernannten Sohn Kim Jong Un in die erweiterte Führungsriege der Partei auf, wie Staatsmedien berichteten. Kim jr. wurde bei dem KP-Kongress in Pjöngjang als Mitglied in das Zentralkomitee berufen und zum Vizevorsitzenden der zentralen Militärkommission ernannt.

Auch die Position der Schwester des Staatschefs, Kim Kyong Hui (vorn 2.v.r.), ist gestärkt.
(Foto: dpa)
Als Vizechef der Militärkommission der Partei steht Kim Jong Un, der zwischen 26 und 28 Jahre alt sein soll, direkt unter seinem 68-jährigen Vater. Den Berichten zufolge wurde auch der Generalstabschef der 1,2-Millionen-Mann starken Volksarmee, Ri Yong Ho, zum Stellvertreter Kim Jong Ils in den Ausschuss berufen.
Neue Militärgespräche mit Seoul
Nach monatelangen Spannungen mit Südkorea hat Kim Jong Il auch neuen Gesprächen zwischen den Streitkräften beider Länder zugestimmt. Das erste Treffen von Offizieren seit fast zwei Jahren soll am Donnerstag im Grenzort Panmunjom stattfinden, teilte das Verteidigungsministerium in Seoul mit.

Nordkoreanische Funktionäre besuchen die Waffenstillstandslinie von Panmunjom. Im Vordergrund steht ein südkoreanischer Soldat.
(Foto: REUTERS)
Der Norden hatte die Gespräche vorgeschlagen, um über den Grenzstreit im Gelben Meer und südkoreanische Flugblätter gegen die Führung in Pjöngjang zu beraten.
Der Süden bestand darauf, auf die Agenda auch den Untergang eines Kriegsschiffs vor gut einem halben Jahr zu setzen. Die Beziehungen zwischen den beiden koreanischen Staaten sind vor allem seit der Versenkung des südkoreanischen Kriegsschiffes "Cheonan" im März schwer belastet: Internationale Untersuchungen ergaben, dass das Schiff in der Nähe der umstrittenen Seegrenze von einem nordkoreanischen Torpedo getroffen wurde - 46 Marinesoldaten kamen dabei ums Leben. Pjöngjang bestreitet die Vorwürfe.
Nachfolge auch formell eingeleitet
Nordkoreas Machthaber Kim Jong Il hat mit den jüngsten personellen Maßnahmen nach Ansicht von Beobachtern seine Nachfolge auch formell eingeleitet. Spekulationen um einen geplanten Machttransfer an den jüngsten Sohn gibt es schon länger. Der Diktator soll vor gut zwei Jahren einen Schlaganfall erlitten haben. Das Aufrücken des Sohnes in hochrangige Positionen der Partei war erwartet worden. Damit solle Kim Jong Un, der politisch bisher nicht in Erscheinung getreten ist, auf höhere Aufgaben vorbereitet werden.
Kim Jong Il selbst wurde von der Delegiertenversammlung als Generalsekretär und damit als Parteichef bestätigt. Er steht seit dem Tod seines Vaters, des "ewigen Präsidenten" Kim Il Sung, im Juli 1994 an der Staatsspitze.
"Militär-Zuerst"-Politik bleibt
"Die Konferenz markierte ein bedeutendes Ereignis, das den revolutionären Glauben und Willen aller Parteimitglieder, Soldaten und der Bevölkerung demonstrierte", hieß es in dem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Alle sollten die "Militär-Zuerst"-Politik von Kim Jong Il weiter unterstützen.
Außerdem wurden jeweils die Stellung der 64 Jahre alten Schwester des Machthabers, Kim Kyong Hui, und deren Mann, Jang Song Thaek, innerhalb der Partei gestärkt. Die beiden sollen nach Meinung von Beobachtern möglicherweise helfen, eine störungsfreie Machtübergabe an Kim Jong Un und damit die dynastische Erbfolge in dritter Generation zu gewährleisten.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP