"Was macht eigentlich Westerwelle?" Kirsch fordert mehr Unterstützung
05.06.2011, 07:48 Uhr
(Foto: dapd)
Bundeswehrsoldaten fühlen sich von der Politik im Stich gelassen. "Wo sind die Besuche von Bundeskanzlerin Merkel in Afghanistan?", moniert der Chef des Deutschen Bundeswehrverbands Kirsch. Gerade angesichts der jüngsten Anschläge müsse sich die Politik zu ihren Soldaten bekennen - und zur Not auch Konsequenzen ziehen.
Der Deutsche Bundeswehrverband hat die Bundesregierung davor gewarnt, die Soldaten im Afghanistan-Einsatz im Stich zu lassen. "Wo sind die Besuche von Bundeskanzlerin Merkel in Afghanistan? Wann spricht sie mit (dem afghanischen Präsidenten) Karsai, wann mit den Vereinten Nationen?", fragte Verbandschef Ulrich Kirsch in der "Bild am Sonntag". "Und was macht eigentlich Außenminister Westerwelle - immerhin der federführende Minister?" Eins sei klar, fügte der Oberst hinzu: "Chefsache ist der Afghanistan-Krieg wirklich nicht."
Kirsch forderte die Regierung zu einem klaren Bekenntnis zu den Soldaten auf. "Alle Soldatinnen und Soldaten wollen wissen: Welchen Stellenwert hat der Einsatz am Hindukusch für die politisch Verantwortlichen?" Die zeigten, wie brutal die Realität des Soldatenberufs sei. Gerade deshalb müsse sich die Politik umso mehr zu ihren Soldaten bekennen.
Kirsch brachte auch einen Rückzug aus Afghanistan für den Fall ins Gespräch, dass die selbst gesteckten Ziele nicht erreicht werden könnten: "Die Bundesregierung muss allen - den Soldaten wie der Gesellschaft - vermitteln, welche Ziele wir in Afghanistan verfolgen. Sie muss den Fortschritt überprüfen - und Konsequenzen ziehen, wenn sich die Ziele als unerreichbar erweisen." Wenn die Regierung das nicht tue, bleibe sie nicht nur Antworten schuldig, schrieb Kirsch. Dann ließe die Regierung "die Truppe im Stich".

Immer häufiger werden deutsche Soldaten zu Grabe getragen.
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Innerhalb weniger Tage waren in Afghanistan vier Bundeswehrsoldaten getötet worden. Unter den Verletzten ist auch der ISAF-Regionalkommandeur, General Markus Kneip. Inzwischen sind 34 Bundeswehr-Soldaten bei Gefechten oder Anschlägen in Afghanistan gefallen, insgesamt kamen dort 52 ums Leben.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP