Palästinenser-Studie schockiert Israel Klagemauer Teil der Al-Aksa?
26.11.2010, 08:21 Uhr
Die Klagemauer ist die Westmauer des einstigen Herodes-Tempels.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Der Streit um die Heiligtümer Jerusalems bekommt neue Nahrung: Die Palästinenser sind sich sicher, dass die Klagemauer ein "integraler Bestandteil der nahe gelegenen Al-Aksa-Moschee" ist. Für die Israelis ist diese Behauptung ein "Skandal". Sie verweisen auf historische Belege, wonach die Klagemauer ein Teil der Westmauer des einstigen Tempels sei, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat eine palästinensische Studie, in der die Klagemauer in Jerusalem der Al-Aksa-Moschee zugeschrieben wird, scharf kritisiert. Es sei "verwerflich und skandalös", dass das palästinensische Informationsministerium die Verbindung zwischen der Klagemauer und dem jüdischen Volk leugne, teilte das Amt des Ministerpräsidenten mit. Die Klagemauer ist für viele Juden ein Symbol des ewigen, bestehenden Bundes Gottes mit seinem Volk.

Blick auf den Tempelberg mit der goldenen Kuppel des Felsendoms und der Klagemauer (rechts darunter).
(Foto: picture-alliance/ dpa)
In der Studie heißt es, die Klagemauer sei nicht, wie von den Juden behauptet, ein Teil der Westmauer des einstigen Herodes-Tempels, der im Jahre 70 von den Römern zerstört wurde, sondern ein integraler Bestandteil der nahe gelegenen Al-Aksa-Moschee.
Am Ort des eigentlichen Tempels, auf dem Tempelberg, erheben sich heute die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom, die Jerusalem zur drittheiligsten Stadt des Islam machen. Der Tempelberg ist damit für die Religionsausübung der Juden versperrt.
Eine derartige Verdrehung historischer Tatsachen stelle die Absichten der palästinensischen Autonomiebehörde, zu einem Friedensabkommen mit Israel zu gelangen, ernsthaft infrage, heißt es in der Erklärung Netanjahus. Die israelische Regierung erwarte, dass die Palästinenserführung die Studie missbillige und weit von sich weise.
Misshandlungen an palästinensischen Kindern?
Derweil haben zahlreiche israelische Ärzte, Erzieher und Sozialarbeiter der Polizei Gewalt in Verhören von palästinensischen Kindern und Jugendlichen vorgeworfen. In einem offenen Brief an Netanjahu beklagten sie "unverhohlene Rechtsverstöße" der Polizei im Viertel Silwan in Ost-Jerusalem. Die Beschwerden von palästinensischen Minderjährigen hätten sich gehäuft, die nach Steinwürfen vorübergehend festgenommen worden waren. "Die Kinder und Heranwachsenden haben berichtet, mitten in der Nacht aus dem Bett gerissen und in Handschellen ohne Begleitung ihrer Eltern zu einem Verhör geführt worden zu sein", hieß es in dem Schreiben.

Die letzten großen Ausschreitungen fanden im September in Silwan statt.
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Die Unterzeichner des Briefs zeigten sich "besonders besorgt", dass Kinder unter zwölf Jahren "brutale Verhöre" über sich hätten ergehen lassen müssen.
Die israelische Polizei wies die Vorwürfe zurück. Die Beamten hielten sich "strikt an den Rahmen des Gesetzes", sagte Behördensprecher Micky Rosenfeld. Demnach dürfen Polizisten Kinder unter zwölf Jahren "niemals ohne Anwesenheit eines Elternteils" vernehmen. Die Verhöre müssen zudem auf Video aufgezeichnet werden.
Im Ost-Jerusalemer Stadtteil Silwan kommt es immer wieder zu Gewalt zwischen Palästinensern, israelischen Sicherheitskräften und Siedlern.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/AFP