Klimagipfel in Bonn Kleiner Kompromiss, großer Erfolg
23.07.2001, 06:02 UhrAuf dem Bonner Weltklimagipfel haben die Delegierten aus 178 Staaten den Entwurf für eine Vereinbarung angenommen. Tagungspräsident Jan Pronk verkündete den Kompromiss, auf den die Teilnehmer der Konferenz sich in den vergangenen Tagen bei zähen und langwierigen Verhandlungen geeinigt hatten.
Möglich wurde der Kompromiss durch weit gehende Zugeständnisse der Europäer an Kanada und Japan "Wir haben das Kyoto-Protokoll gerettet", sagte EU-Kommissarin Margot Wallström nach einem 36-stündigen Verhandlungsmarathon. "Jetzt können wir unseren Kindern in die Augen schauen."
Abstriche an der Kyoto-Vereinbarung
Im Kyoto-Protokoll von 1997 hatten sich die Industrieländer ursprünglich verpflichtet, ihre Schadstoffemissionen bis 2012 um 5,2 Prozent unter den Stand von 1990 zu senken. Da die USA das Protokoll nicht mittragen und für die übrigen Staaten - vor allem Japan, Kanada, Australien und Russland - Erleichterungen vereinbart wurden, wird die tatsächliche Reduzierung deutlich geringer ausfallen.
USA sind isoliert
Pronk forderte die USA auf, sich dem Kyoto-Protokoll doch noch anzuschließen. "Wenn so viele Länder eine gemeinsame Position einnehmen, kann sie nur vernünftig sein", sagte Pronk.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin äußerte die Einschätzung, dass auf längere Sicht auch die USA sich dem Protokoll anschließen werden. Zunächst erwarte er, dass die USA ihrer Ankündigung von Genua, eigene Schritte gegen Treibhausgase zu unternehmen, nun auch Taten folgen ließen.
Zahlreiche Umweltinitiativen lobten den Durchbruch. Damit sei vor allem der amerikanische Präsident George W. Bush isoliert, erklärte der amerikanische National Environment Trust.
Wälder können angerechnet werden
Nach Ratifizierung des Dokuments durch die Länderparlamente müssen die beteiligten Industriestaaten ihren Ausstoß an Treibhausgasen reduzieren. Allerdings dürfen sich einige Länder- insbesondere Japan - großzügig ihre Wälder anrechnen lassen.
Im Gegenzug setzte die EU durch, dass die Klimazusagen einer Kontrolle unterzogen werden. Dem hatten Japan und Australien sich zunächst entgegengestellt. Nach der Einigung soll es für jede Tonne Kohlendioxid-Reduzierung, die in der ersten Verpflichtungsperiode nicht erreicht wird, einen Strafzuschlag geben.
Für jede Tonne, die ein Land zu wenig reduziert hat, muss es in der folgenden Verpflichtungsperiode 1,3 Tonnen einsparen. Rechtliche Details der Sanktionen bleiben zunächst offen. Darüber soll erst auf der ersten Vertragsstaatenkonferenz des Kyoto-Protokolls entschieden werden.
Quelle: ntv.de