Politik

Gedenkstundenboykott Knobloch trifft Lammert

Der Zentralrat der Juden sucht nach den Unstimmigkeiten um die Holocaust-Gedenkstunde im Bundestag das Gespräch mit dem Parlament. Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch werde am Donnerstag Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) treffen, sagte Generalsekretär Stephan Kramer dem "Tagesspiegel". Es gebe offenbar "ein größeres Kommunikationsproblem".

Der Zentralrat hatte am Dienstag die Gedenkstunde des Bundestages zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus mit der Begründung boykottiert, seine Vertreter würden bei der Veranstaltung nicht persönlich begrüßt. Das hatte für Verwunderung im Bundestag Ratlosigkeit und Unverständnis ausgelöst.

Lammert hatte über seinen Sprecher Kramers zum Teil sehr persönliche Kritik zurückgewiesen. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) bewertete die Vorwürfe als nicht nachvollziehbar.

"Das ist eine glatte Lüge"

Kramer hatte sich in der "Märkischen Allgemeinen" gegen die Erklärung Lammerts verwahrt, von der Absage erst aus der Presse erfahren zu haben. "Das ist eine glatte Lüge. Er weiß seit ungefähr zehn Tagen von den Absagen durch sein eigenes Protokoll." Lammert-Sprecher Guido Heinen sagte dazu: "Dieser Vorwurf ist völlig unzutreffend." Anfang vergangener Woche sei die fehlende Zusage des Zentralrats aufgefallen. Auf Anweisung Lammerts sei deshalb nachgefragt worden. Erst am Freitag habe Kramer mitgeteilt, dass man sich beim Ablauf der Gedenkveranstaltung nicht richtig berücksichtigt fühle. Daraufhin habe Lammert ein Gespräch angeboten. "Dieses Gespräch hat bis heute nicht stattgefunden", sagte Heinen.

Als Grund für den Boykott der Gedenkveranstaltung am Dienstag im Bundestag hatte Kramer angeführt, die Vertreter seiner Organisation, die den Holocaust überlebt hatten, seien auch früher kein einziges Mal begrüßt worden. Es mute bitter an, wenn die Überlebenden "nur als Zaungäste betrachtet werden". Darauf angesprochen sagte Thierse im WDR, er habe 2005 als Bundestagspräsident den damaligen Zentralrats-Präsidenten Paul Spiegel ausdrücklich begrüßt. Er sei auch in früheren Ansprachen auf die jüdische Gemeinschaft und die Nazi-Opfer eingegangen. Heinen wies darauf hin, dass die Vertreter des Zentralrats bei der Gedenkveranstaltung immer auf der Ehrentribüne säßen und nicht auf den Besucherplätzen.

Kramer hatte in der Märkischen Allgemeinen Lammert auch direkt angegriffen und ihm vorgeworfen, 2008 eine Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht im Bundestag abgelehnt zu haben. Heinen wies auch diesen Vorwurf Kramers zurück. Die Gremien des Bundestages hätten sich sehr frühzeitig fraktionsübergreifend darauf verständigt, alle Gedenktage des Jahres mit einer Feier zu begehen.

Quelle: ntv.de

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