Weniger Geld für Versager Koalitionäre fast einig
09.12.2007, 07:56 UhrManager der deutschen Wirtschaft müssen sich auf staatliche Vorschriften zur Offenlegung oder gar Begrenzung ihrer Bezüge gefasst machen. Die Sozialdemokraten kündigten an, ein Gesetz zu prüfen, um üppige Zahlungen trotz Fehlentscheidungen zulasten der Beschäftigten zu unterbinden. "Wenn Manager selbst bei einer Riesenpleite noch mit Millionen-Abfindungen nach Hause geschickt werden, kann ich den Zorn der Leute verstehen", begründete SPD-Chef Kurt Beck den Plan. Innenminister Wolfgang Schäuble will die Lenker der Konzerne notfalls mittels Gesetz zur Offenlegung ihrer Gehälter zwingen, falls sie die Höhe nicht freiwillig preisgeben wollen. Nach Informationen des "Tagesspiegel" will das SPD-Präsidium dafür eine Arbeitsgruppe einsetzen.
Union lehnt "staatliche Gängelung" ab
Auch in der Union wächst der Unmut über das Ausmaß von Managerbezügen. Schäuble und Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) lehnten zwar staatliche Vorgaben für Gehaltsobergrenzen als "staatliche Gängelung" ab. Doch verlangten sie mehr Fingerspitzengefühl. Glos betonte im Einklang mit der SPD: "Wenn Nieten mit hohen Abfindungen abgeschoben werden, ist das ein Skandal."
Schäuble rief die Wirtschaft auf, inakzeptabel hohe Vergütungen selbst zu unterbinden. Nachdenkenswert seien "Transparenzregelungen" für Aktiengesellschaften, sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Verweigerer unter den Konzernen "müssen gegebenenfalls durch entsprechende Gesetze" zur Offenlegung der Gehälter gezwungen werden. Zurzeit haben nur die 30 Dax-Unternehmen die Pflicht, die Gehälter der Vorstände zu publizieren, falls die Aktionärsversammlung dies duldet. Kritiker beklagen das Verfahren als zu undurchsichtig, da selbst bei Offenlegung der exakte Betrag verschleiert werden könne.
Spitzenleute in Firmen hätten ein Recht auf anständige Bezahlung, sagte Beck der "Bild"-Zeitung. "Aber das darf nicht ausarten. Für bedenklich halte ich vor allem die undurchsichtigen Bonus- und Aktienpakete, die mittlerweile oft Bestandteil der Bezahlung geworden sind." Das berge die Gefahr, dass Vorstände nur die Kurse im Auge hätten, um ihre Aktienoptionen gewinnbringend in Bargeld umwandeln zu können. Eine SPD-Arbeitsgruppe suche nach gesetzlichen Möglichkeiten, dies zu verhindern. Steinbrück klagte im "Focus" darüber, dass manchmal "Misserfolg besonders vergütet" werde und "mangelnder Sinn für Proportionen" existiere. "Da haben einige den Boden unter den Füßen verloren."
Scholz fordert Merkel zum Handeln auf
Arbeitsminister Olaf Scholz appellierte an Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihrer Kritik an der Maßlosigkeit einiger Führungskräfte Taten folgen zu lassen und das Anliegen der SPD zu unterstützen. In der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" äußerte er Zweifel, ob sich Merkel der Sache tatsächlich annehme. "Man sollte solche Ankündigungen nur machen, wenn man auch bereit ist, Konsequenzen zu tragen."
Nicht für Fußballer und Rennfahrer
EU-Sozialkommissar Vladimir Spidla sagte der "Bild am Sonntag", es müsse sowohl eine moralische Ober- als auch Untergrenze geben. Glos meinte, er sei prinzipiell gegen staatliche Vorgaben. Er wünsche sich stattdessen mehr Verantwortungsbewusstsein in den Chefetagen. Der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) sagte der Zeitschrift "Super Illu", wenn für Manager eine Gehaltsobergrenze staatlich festgelegt werde, müsste dies auch für Fußball-Profis oder Formel-I-Fahrer gelten, was nicht gehe.
Zugleich meldeten sich mehrere Spitzenvertreter der Wirtschaft zu Wort. Siemens-Chef Peter Löscher nannte die Diskussion im "Spiegel" sehr wichtig. Der Aufsichtsratsvorsitzende des Autobauers Porsche, Wolfgang Porsche, rechtfertigte die Bezahlung von Vorstandschef Wendelin Wiedeking. Dieser sei "jeden Euro" wert, sagte er dem Magazin. Wiedeking hatte Porsche in den 90er Jahren vor dem Aus gerettet. Heute macht der Autoproduzent Milliardengewinne. Wiedeking soll dem "Spiegel" zufolge etwa 60 Millionen Euro jährlich verdienen.
Quelle: ntv.de