Politik

Plagiatsvorwürfe Koch-Mehrin schweigt

Silvana Koch-Mehrin vor ihrem Plakat für den Europawahlkampf.

Silvana Koch-Mehrin vor ihrem Plakat für den Europawahlkampf.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Uni Heidelberg prüft Plagiatsvorwürfe gegen die FDP-Politikerin Koch-Mehrin. Ihr Pressesprecher lehnt eine Stellungnahme ab. Bislang wurden nur 24 Seiten mit mutmaßlichen Plagiaten gefunden. Die Mitarbeiter des Wiki "Vroniplag", das entsprechende Textstellen sammelt, geben sich zuversichtlich, noch einige Stellen zu finden.

Internetaktivisten werfen der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin vor, bei ihrer Dissertation abgeschrieben zu haben. Bislang wurden 24 Seiten mit "Plagiatsfunden" ermittelt - wenig im Vergleich zur Dissertation des zurückgetretenen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

Koch-Mehrin gilt als Westerwelle-Entdeckung. Zur FDP-Präsidiumssitzung am 4. April tröstete sie den Noch-Parteichef mit Blumen.

Koch-Mehrin gilt als Westerwelle-Entdeckung. Zur FDP-Präsidiumssitzung am 4. April tröstete sie den Noch-Parteichef mit Blumen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die mutmaßlich kopierten oder abgeschriebenen Textstellen werden wie im Fall Guttenberg auf einem Wiki gesammelt, Vroniplag. Ursprünglich widmete sich die Seite allein der Dissertation von Veronica Saß - daher der Name. Saß ist die Tochter des früheren bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Mittlerweile wird auf der Seite auch die Dissertation des baden-württembergischen CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock untersucht. Ziel der Wiki-Aktivisten ist es "die wissenschaftliche Integrität eines Doktortitels in Deutschland zu sichern", heißt es auf der Website. Mit "politischer Ausrichtung, persönlicher Schmutzkampagne oder ähnlichem" habe dies nichts zu tun.

Bei der Arbeit an Koch-Mehrins Dissertation rechnen die Wiki-Rechercheure offenbar damit, noch einige Stellen zu finden. "Es prüfen inzwischen mehrere Helfer mit der Buchversion der Dissertation, so dass jetzt der Rest der Arbeit zügig auf Plagiate untersucht werden kann." Dem Pressespiegel von Vroniplag zufolge hatte die "Nürnberger Zeitung" als erstes Medium über die Vorwürfe gegen Koch-Mehrin berichtet.

"Derzeit nicht verfügbar"

Koch-Mehrin hat ihre Dissertation unter dem Titel "Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik" bei dem Heidelberger Historiker Volker Sellin geschrieben. Der Verlag stellte sich hinter seine Autorin: "Solange nicht geklärt ist, ob Frau Koch-Mehrin plagiiert hat, bleibt das Buch bei uns im Programm", teilte die Nomos Verlagsgesellschaft mit. Bei Amazon ist das Buch dennoch "derzeit nicht verfügbar". In der Rubrik "Kunden, die diesen Artikel angesehen haben, haben auch angesehen" finden sich die Dissertation von Saß und ein Buch über Guttenberg.

Eine Bitte um eine Stellungnahme lehnte Koch-Mehrins Sprecher Georg Streiter auf Nachfrage von n-tv.de ab. Er verwies an die Universität Heidelberg. Dort ist man bereits aktiv geworden. "Wir haben gestern von den Vorwürfen erfahren", sagte die Sprecherin der Universität, Marietta Fuhrmann-Koch. Der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät habe die Arbeit bereits aufgenommen. Dieser werde "so zügig wie möglich, aber mit der gebotenen Sorgfalt" die Vorwürfe prüfen. Koch-Mehrins Doktorvater sei informiert, befinde sich derzeit aber in Helsinki.

"Milli Vanilli der Politik"

Koch-Mehrin, die als Entdeckung des scheidenden FDP-Chefs Guido Westerwelle gilt, ist Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und Mitglied im Bundesvorstand der FDP. Laut "Financial Times Deutschland" sollte die 40-Jährige in der neuen Parteiführung um den designierten Parteivorsitzenden Philipp Rösler eine herausgehobene Rolle spielen.

Vor der Europawahl 2009 gab es eine Medienkontroverse über die Präsenz von Koch-Mehrin bei den Sitzungen des Europaparlaments. "Diese Frau ist das Milli Vanilli der Politik", sagte die CDU-Europaabgeordnete Inge Gräßle damals dem "Tagesspiegel" über ihre FDP-Kollegin.

Quelle: ntv.de, hvo

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