IWF sucht Köhler-Nachfolger Koch-Weser macht es nicht
05.03.2004, 15:31 UhrNach dem Aufstieg von IWF-Chef Horst Köhler zum Bundespräsidenten-Kandidaten sucht der Internationale Währungsfonds einen neuen Direktor. Der deutsche Finanz-Staatssekretär Caio Koch-Weser erteilte Spekulationen um eine Kandidatur derweil eine Absage.
Zu entsprechenden Überlegungen in der internationalen Presse sagte Koch-Weser: "Ein zweites Mal stehe ich als Kandidat nicht zur Verfügung." Koch-Weser war im Jahr 2000 der erste Kandidat der Bundesregierung für das IWF-Spitzenamt gewesen, konnte aber vor allem gegenüber den USA nicht durchgesetzt worden. Daraufhin hatte wurde Köhler auf Vorschlag von Bundeskanzler Gerhard Schröder zum neuen IWF-Chef gewählt.
Die Bundesregierung erklärte, die Köhler-Nachfolge sei derzeit kein Thema. Es sei nicht sicher, ob der Kandidat von Union und FDP für das Amt des Bundespräsidenten angesichts der "sehr respektablen" Gegenkandidatin von SPD und Grünen auch Bundespräsident werde, sagte Regierungssprecher Bela Anda. Insofern verböten sich Nachfolge-Spekulationen. Dies betreffe auch die Frage, ob erneut ein Deutscher an die IWF-Spitze rücken sollte.
Aus der Koalition hieß es unterdessen, die Wahrscheinlichkeit sei sehr gering, dass abermals ein Deutscher IWF-Chef wird. Die Union habe wohl nicht bedacht, dass dieses wichtige Prestigeamt nun nicht mehr von einem Deutschen ausgeübt werde.
Köhler hatte den sofortigen Rücktritt von seinem Amt erklärt, nachdem ihn Union und die FDP zu ihrem Kandidaten für die Nachfolge von Bundespräsident Johannes Rau gemacht hatten.
Allgemeine Praxis ist, dass die Europäer den IWF-Chef stellen, wenn ein Amerikaner an der Spitze der Weltbank steht. Ob Köhler einen deutschen Nachfolger erhält, ist abhängig von einer Entscheidung der Europäer. Offiziell liegt die Entscheidung bei den 184 Mitgliedsländern des IWF. Zurzeit führt Köhlers bisherige Stellvertreterin Anne Krueger die Amtsgeschäfte.
Bislang gibt es keine offiziellen Kandidatenvorschläge, aber Franzosen, Briten, Spanier und Italiener sind hinter den Kulissen aktiv. Paris macht sich für Köhlers Nachfolger an der Spitze der Osteuropabank in London, Jean Lemierre, stark. Spanien hält seinen Finanzminister Rodrigo Rato für geeignet und die Italiener nennen den ehemaligen Ministerpräsidenten Giulio Amato. Die Briten bringen den ehemaligen Chef der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, Andrew Crockett, ins Gespräch.
Mit der bevorstehenden EU-Erweiterung dürften auch Mittel- und Osteuropäer Ansprüche erheben. Der Name des polnischen Notenbankchefs Leszek Balcerowicz fällt zum Beispiel. Und Afrikaner und Asiaten sehen auch schon lange nicht mehr ein, dass der IWF-Posten von einem Europäer besetzt werden muss.
Quelle: ntv.de