Keine Kritik an Merkels Euro-Politik Kohl gibt Rot-Grün die Schuld
17.07.2011, 15:42 Uhr
Kohl hat - das wird in den Geschichtsbüchern stehen - viel getan für Europa.
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Altkanzler Kohl macht sich angesichts der massiven Schuldenkrise Sorgen um "sein" Europa. Es seien entscheidende Fehler gemacht worden - vor allem unter der Regierung Schröder. Scharfe Kritik an Kanzlerin Merkel habe er nicht geäußert, so Kohl.
Wirbel um eine angebliche Kanzlerinnenschelte von Altkanzler Helmut Kohl: Als "frei erfunden" wies Kohl gegenüber der "Bild"-Zeitung einen Bericht zurück, wonach er Angela Merkels Europapolitik mit großer Sorge verfolge. Das Magazin "Spiegel" hatte einen Weggefährten Kohls mit den Worten zitiert, der Altkanzler halte Merkels Europakurs für "sehr gefährlich".

Das Verhältnis zwischen Merkel und Kohl ist länger schon getrübt. Heftig kritisiert haben will Kohl Merkel aber nicht.
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In Reaktion auf den Bericht sagte Kohl dem Blatt: "Ich bin - wie viele - besorgt über die Entwicklung in Europa und des Euro." Der Kanzler hob zwei Ursachen für die Krise hervor: "Erstens hätte der Euro-Stabilitätspakt niemals aufgeweicht werden dürfen", sagte Kohl. "Und zweitens hätte Griechenland ohne durchgreifende strukturelle Reformen seiner - zumal Fachleuten hinreichend bekannten - Lage niemals in die Euro-Zone aufgenommen werden dürfen.
"Fehlentscheidungen" von Rot-Grün
Diese beiden "Fehlentscheidungen" seien von seinem Nachfolger Gerhard Schröder und dessen Außenminister Joschka Fischer getroffen worden. "Beide Fehler müssen heute von Schwarz-Gelb geheilt werden", sagte er. "Das wollen wir bei aller Diskussion über das, was jetzt zu tun ist, nicht vergessen."
Der "Spiegel" hatte seinen Bericht auf einen Weggefährten Kohls gestützt, der den Altkanzler in letzter Zeit besucht habe. Dieser Gefährte habe eine Äußerung Kohls zu Merkels Politik mit den Worten zitiert: "Die macht mir mein Europa kaputt."
Kohl betonte, er sehe es aber als dringend notwendig an, dass die vermeintliche Euro-Krise nicht als Strukturkrise des Euro an sich verstanden und diskutiert werde, sondern als das, was sie sei: "Das Ergebnis hausgemachter Fehler und Herausforderungen für beide Seiten - Europa und die Nationalstaaten." Jetzt gehe es darum, in schwieriger Zeit vernünftige Wege zu finden, um diese Fehler zu heilen und Europa und den Euro für die Zukunft dauerhaft fit zu machen. "Wer dies anstrebt, hat meine volle Unterstützung", sagte er.
Quelle: ntv.de, jmü/AFP/dpa