Einsatz am Hindukusch Kommandeur: Höhere Gefahr
31.01.2010, 10:53 UhrMehr Gefechte in der Anfangsphase machen den Einsatz deutscher Soldaten vorübergehend gefährlicher. Damit rechnet Brigadegeneral Leidenberger. Doch danach werde die Gefahr in Nord- Afghanistan deutlich abnehmen, "weil wir schließlich weiter präsent sind".

Nahe Kundus: Deutsche Soldaten im Einsatz.
(Foto: dpa)
Der Kommandeur der deutschen Truppen in Afghanistan, Brigadegeneral Frank Leidenberger, erwartet mit Umsetzung des neuen Einsatzkonzepts eine vorübergehend höhere Gefahrenlage. "In der Anfangsphase werden wir gemeinsam mit den afghanischen Sicherheitskräften in die bedrohten Gebiete vorgehen und dort den Gegner verdrängen. Dadurch kann es mehr Gefechte geben", sagte Leidenberger der "Bild am Sonntag". Doch danach werde die Gefahr im Einsatzgebiet im Norden Afghanistans deutlich abnehmen, "weil wir schließlich weiter präsent sind".
Positiv bewertete der General die geplante Aufstockung des Bundeswehrkontingents: "Wir werden wohl 500 deutsche Soldaten zusätzlich in den Einsatz bringen und so mit den Afghanen sehr viel enger zusammenarbeiten können." Jedem Truppenteil der afghanischen Streitkräfte werde eine deutsche Partnereinheit zugeordnet. "Dafür stellen wir zwei Ausbildungs- und Schutzbataillone auf. Diese sind auch in der Lage, bei größeren Operationen mit den Afghanen zusammenzuarbeiten", so Leidenberger weiter. "Damit sorgen wir in der Fläche für den Schutz der Bevölkerung."
"Nacht für Nacht unterwegs"
Leidenberger widersprach Berichten, seine Soldaten hätten zurzeit nur wenig Kontakte zur Zivilbevölkerung: "Meine Soldaten sind jede Nacht in Unruhegebieten unterwegs - selbstverständlich auch zu Fuß. Wenn wir mit Fahrzeugen in die Ortschaften fahren, sitzen die Soldaten natürlich ab - sonst können sie mit den Menschen nicht reden."
Eine erhebliche Verbesserung der Lage verspricht sich der General von den US-Einheiten, die demnächst in Nordafghanistan stationiert und auch seinem Kommando unterstehen werden: "Die Amerikaner werden von April an mit ihren Kräften - rund 4 000 bis 5 000 Soldaten und Polizeiausbildern - nach Nordafghanistan kommen. Im Mai/Juni werden rund 30 Hubschrauber zu uns verlegt. Das hilft uns erheblich. Diese Hubschrauber können auch nachts fliegen. Wir können dann noch besser flächendeckend verwundete Soldaten evakuieren. Es werden vermutlich auch Kampfhubschrauber vom Typ Apache zum Einsatz kommen, die unsere Bodentruppen bei Bedarf aus der Luft unterstützen."
Sehr unterschiedlich ist nach den Erfahrungen Leidenbergers der Ausbildungsstand der gegnerischen Taliban. "Es gibt einige, die in Camps in Pakistan gut ausgebildet wurden. Es gibt aber auch viele Mitläufer, die für zehn Dollar am Tag ein Gewehr in die Hand nehmen und auf uns schießen, weil die Taliban sie bezahlen", sagte der General.
Quelle: ntv.de, dpa/rts