Politik

Kein Kompromiss mit Albanern Kosovo-Serben riechen Verrat

Die Hoffnung auf Annäherung ist schon wieder geplatzt: Die Serben im Kosovo lehnen den von der EU vermittelten Kompromiss ab. Streit herrscht innerhalb des serbischen Lagers. Die Kosovo-Serben fühlen sich von Belgrad verraten, das EU-Beitrittskandidat werden will.

Der kommerzielle Warenverkehr ist nur einer der aktuellen Streitfälle.

Der kommerzielle Warenverkehr ist nur einer der aktuellen Streitfälle.

(Foto: AP)

Nur wenige Stunden nach dem Brüsseler Kosovo-Kompromiss hat die serbische Minderheit das Verhandlungsergebnis glatt verworfen. Wegen des ihrer Meinung nach katastrophalen Ergebnisses der von der EU vermittelten Gespräche verlangten sie den Rücktritt des serbischen Verhandlungsführers Borislav Stefanovic. Gleichzeitig riefen sie das serbische Parlament in Belgrad auf, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Um EU-Beitrittskandidat zu werden, muss Serbien einen Ausgleich mit den Albanern im einst serbischen Kosovo finden. In Brüssel war eine Einigung über das Aussehen der Kosovo-Zollstempel erzielt worden.

"Weil durch die Akzeptierung der Kosovo-Zollstempel unsere vitalen Interessen bedroht sind, uns damit die Freiheit genommen wird und wir von unserem Staat Serbien getrennt werden, muss er diesen Platz räumen", heißt es in einer in Mitrovica verbreiteten Erklärung des Serbischen Nationalrates mit Blick auf Stefanovic. Im Nationalrat sind die wichtigsten serbischen Politiker vertreten. Weiter wird verlangt, dass sich das serbische Parlament in Belgrad mit dem Verhandlungsergebnis beschäftigt.

"Mit diesem Ergebnis hat sich Serbien selbst aus dem Norden Kosovos getrieben, was an Verrat grenzt", sagte ein Spitzenpolitiker der Kosovo-Serben weiter. Mit der Anerkennung der Zollstempel "wurde Serbien ein riesiger Schaden zugefügt", sagte er weiter: "Es ist unfassbar, dass Serbien eine Diplomatie verfolgt zu seinem eigenen Schaden und zugunsten anderer".

Beim Freitags-Gebet in Pristina.

Beim Freitags-Gebet in Pristina.

(Foto: AP)

Serben und Albaner hatten sich am Freitagabend in Brüssel auf neue Kosovo-Zollstempel geeinigt, die weder ein Staatswappen noch eine Nationalfahne aufweisen. Damit soll der nach gegenseitigen Importstopps unterbrochene Handel zwischen beiden Staaten wieder aufgenommen werden. Der serbische Bürgermeister von Mitrovica, Krstimir Pantic, sagte der Agentur Beta, der in Brüssel erzielte Kompromiss sei schlecht, "weil wir Kosovo als Teil Serbiens ansehen und dort nur die Zollstempel Serbiens gelten".

"Keine albanischen Zöllner"

"Wir werden keine albanischen Zöllner hinnehmen", schlug der serbische Spitzenpolitiker Radenko Nedeljkovic in die gleiche Kerbe. Denn das würde "die Akzeptierung der Staatlichkeit Kosovos" bedeuten. Serbien will seine vor drei Jahren abgefallene und inzwischen von rund 90 Staaten anerkannte frühere Provinz wieder zurück haben. Die albanischen Zeitungen kündigten übereinstimmend an, die Kosovo-Regierung werde schon bald Zöllner und Grenzpolizisten an die beiden umstrittenen Grenzübergänge Brnjak und Jarinje im Norden des Landes schicken. Beide Grenzposten werden zur Zeit von der internationalen Schutztruppe KFOR kontrolliert und sind für den kommerziellen Warenverkehr gesperrt. Vor dem Ausbruch neuer Gewalt Ende Juli waren beide Grenzübergänge unter Kontrolle der serbischen Minderheit, die allerdings in Nordkosovo die Bevölkerungsmehrheit stellen. Die Zentralregierung in Pristina will ihren Einfluss auch auf diese Region ausdehnen, in der sie bisher nichts zu sagen hatte. Praktisch alle wichtigen Serbenführer im Kosovo wollen das mit allen Mitteln verhindern.

Quelle: ntv.de, dpa

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