Politik

Besser als Ananaszüchten in Alaska Kraft kann immer noch Kanzlerin werden

Bleibt vorerst in Düsseldorf: Hannelore Kraft.

Bleibt vorerst in Düsseldorf: Hannelore Kraft.

(Foto: picture alliance / dpa)

Für immer NRW - Hannelore Kraft wird nicht müde, das zu betonen. Jetzt verkündet sie sogar, dass sie "nie" Kanzlerkandidatin werden will. Das mag SPD-Chef Gabriel im Moment helfen. Viel wert ist Krafts Versprechen aber nicht.

Eigentlich war doch alles geklärt. "Ich bleibe in NRW", Hannelore Kraft hat das wirklich schon hundertmal gesagt. Jetzt hat sie es wieder getan. Mit einer klitzekleinen Ergänzung. "Ich werde nie, nie als Kanzlerkandidatin antreten", verkündete die NRW-Ministerpräsidentin bei einer Sondersitzung der SPD-Landtagsfraktion.

Es ist nur ein Wort, das den feinen Unterschied macht.  Das doppelte "nie" kommt tollkühn daher, weil es so ultimativ und endgültig klingt. Kraft war es offenbar wichtig, ihr altes Bekenntnis zu erneuern. Ob sie dabei an den James-Bond-Titel "Sag niemals nie" gedacht hat, werden wir wohl nie erfahren. Ihre Ansage mag noch so wuchtig wirken, überbewerten sollte man sie jedoch nicht. Wer glaubt, dass die Frau aus Mülheim an der Ruhr jetzt nicht mehr Kanzlerin oder zumindest Kandidatin werden kann, der irrt.

Die Umfallerin

Um das zu erkennen, ist ein Blick auf den Zeitpunkt wichtig. Krafts Partei hat in ihrer 150-jährigen Geschichte viel erlebt. In so einer schwierigen Situation wie jetzt war sie aber wohl selten. Vor einigen Tagen unterzeichnete SPD-Chef Sigmar Gabriel einen Koalitionsvertrag. Doch der steht unter einem nicht zu unterschätzenden Vorbehalt. Die Basis muss zustimmen, sonst fliegt alles auseinander - der Vertrag, die Große Koalition, die Autorität Gabriels und möglicherweise auch die Partei.

Ausgerechnet in dieser Situation, also gut zwei Wochen vor dem Ausgang des Mitgliedervotums, dringt Krafts Satz mit dem doppelten "nie" aus der Fraktionssitzung an die Öffentlichkeit. Die Aufmerksamkeit ist einkalkuliert, sie dient einem einfachen Zweck. Die 52-Jährige stellt sich  symbolisch hinter ihren Parteichef. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich gehörte Kraft mal zu den vehementesten Gegnern einer Großen Koalition. In der Berliner Parteizentrale hatten viele nach dem Wahlabend sogar den Eindruck, sie versuche sich gezielt vom Kurs Gabriels abzusetzen. Doch überraschend schnell hat sich die SPD-Vizechefin mit der Großen Koalition angefreundet. Sie empfiehlt den Mitgliedern nunmehr, dem Vertrag zuzustimmen.

Bei den Genossen hat Kraft eine besondere Stellung. Schon seit dem beeindruckenden Wahlerfolg in NRW gibt es viele SPD-Anhänger, die in ihr die Lösung aller Probleme sehen. Ihr jüngstes Bekenntnis hat daher vor allem eine Botschaft: Wie auch immer das Votum ausgeht - für einen Putsch steht Kraft nicht zur Verfügung. Sie will nicht die Frau sein, die nach Gabriel kommt, zumindest nicht so bald. Vielleicht sind es nur ein paar Prozentpunkte beim Mitgliedervotum, aber immerhin.

Kanzlerkandidat? "Ich schließe das aus"

Krafts Treueschwur für NRW darf man daher nicht überbewerten. So unwiderruflich er auch klingt, er dient vor allem der zurzeit so wichtigen Geschlossenheit an der Parteispitze. Auf ewig besiegelt ist das "nie" deshalb nicht. Bis vor einigen Monaten hat in der SPD schließlich auch jeder betont, nie wieder ein Bündnis mit Angela Merkel einzugehen.

Kraft wäre nicht die erste, die eine Ankündigung zurücknehmen muss. Es ist noch gar nicht lange her, da verkündete ihr Parteifreund Peer Steinbrück, er wolle gar nicht Kanzlerkandidat werden. "Ich schließe das aus", sagte er noch 2010. Auch CSU-Legende Franz Josef Strauss wies in den 60ern darauf hin, dass eine Kandidatur für ihn nicht infrage käme. Damals versicherte er: "Was mich angeht, so würde ich lieber Ananas in Alaska züchten als Bundeskanzler sein." Bekanntlich versuchte er später trotzdem sein Glück, als Kanzlerkandidat und nicht als Ananaszüchter.

In der SPD muss daher niemand trauern, dass Kraft sich nun für immer gegen Berlin entschieden hat. Letztlich hat sich durch das Wort "nie" kaum etwas verändert: Wenn die Partei eines Tages rufen sollte, wird Kraft wohl da sein. Vermutlich wird sie sich dann eine ähnlich gute Begründung einfallen lassen wie Strauss. Angesprochen auf seine Alaska-Pläne sagte er 1979: "Das mit der Ananasfarm geht jetzt leider nicht mehr, weil inzwischen die Energiekosten zu stark gestiegen sind."

Quelle: ntv.de

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