Bundeswehrabzug gefordert Krause dankt Entführern
12.07.2007, 07:12 UhrDie nach 155 Tagen Geiselhaft freigelassene Deutsche Hannelore Krause hat an die Bundesregierung appelliert, die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen und damit das Leben ihres Sohnes zu retten. Die Bundesregierung ging nicht auf den Appell der Freigelassenen ein, den der Nachrichtensender Al-Arabija verbreitete. Der Hintergrund der Entführung ist nach wie vor unklar. Es gab von offizieller Seite auch keine Stellungnahme, ob und in welcher Höhe Lösegeld gezahlt worden ist. Die 62-Jährige trug während des Interviews ein Kopftuch und ein schwarzes Gewand. Sie dankte den Entführern, dass sie gut behandelt worden sei. Mit Blick auf die Forderung ihrer ehemaligen Peiniger sagte sie, das "Land der Muslime" sei immer noch besetzt. Mit eindringlichen Worten bat sie ihre Entführer, ihren Sohn Sinan freizulassen und ihm nichts anzutun.
Kein Kommentar aus dem Auswärtigen Amt
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) gab die Freilassung in Berlin bekannt. "So sehr wir erleichtert sind über die Freilassung von Hannelore Krause, so bleibt die Ungewissheit über das Schicksal des Sohnes", sagte Steinmeier in Berlin. Er sicherte zu, die Bundesregierung werde weiter alles tun, um auch den jungen Mann möglichst schnell frei zu bekommen. Der Krisenstab im Auswärtigen Amt tagte erneut. Man arbeite "mit Hochdruck an der Freilassung des Sohns", sagte ein Sprecher. Er wollte keinen Kommentar zu dem TV-Auftritt von Hannelore Krause abgeben. Steinmeier hatte mitgeteilt, die Frau befinde sich in der Obhut der deutschen Botschaft in Bagdad.
Entführung im Februar
Krause und ihr Sohn waren am 6. Februar aus ihrem Haus in der irakischen Hauptstadt von mehreren bewaffneten Männern verschleppt worden. Die Täter nennen sich "Brigade der Pfeile der Rechtschaffenheit". Nach wie vor ist unklar, ob es sich bei der Entführergruppe um politisch motivierte Täter oder Lösegeld-Erpresser handelt. Ultimaten der Entführer nach dem Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan waren ergebnislos verstrichen. Auch Bundespräsident Horst Köhler hatte in einer Videobotschaft an die Geiselnehmer appelliert, ihre Opfer freizulassen.
"Wir sind doch auch Deutsche"
Mehrmals hatten die Geiselnehmer Video-Botschaften ins Internet gestellt. In einer dieser Aufnahmen flehte die Frau die Bundesregierung an: "Bitte lassen Sie uns nicht hier sitzen, wir sind doch auch Deutsche." Sie hatte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel eindringlich um Hilfe gebeten. Krause war am 14. April in Geiselhaft 62 Jahre alt geworden. Sie hat zwei weitere Kinder, die in Berlin und Dortmund leben.
Millionen-Lösegelder
Die bisherigen Geiselnahmen von Deutschen im Irak waren nach langwierigen Verhandlungen relativ glimpflich ausgegangen. Nach 99 Tagen waren im Mai 2006 die beiden Leipziger Ingenieure Ren Bräunlich und Thomas Nitzschke unversehrt freigekommen. 25 Tage dauerte die Gefangenschaft der Archäologin Susanne Osthoff Ende 2005. In beiden Fällen sollen von der Bundesregierung - auch wenn dies offiziell nie bestätigt wurde - Millionen-Lösegelder gezahlt worden sein.
Quelle: ntv.de