Ex-Minister unter Anklage Krauses Millionen
30.04.2002, 15:24 UhrMit 37 Minister, mit 48 mutmaßlicher Straftäter: Günther Krause, ehemaliger DDR-Einigungsunterhändler und Verkehrsminister, muss sich seit Dienstag vor dem Rostocker Landgericht verantworten. Krause werden Betrug, Untreue und Steuerhinterziehung vorgeworfen.
Die strafbaren Finanztransaktionen haben nach Ansicht der Staatsanwaltschaft in Krauses zwei 1993 gegründeten Firmen Aufbau-Invest stattgefunden. Dabei sollen Millionen versickert sein. Zum Prozessbeginn wies das Gericht den Antrag der Verteidigung auf Einstellung des Verfahrens zurück. Krauses Anwälte sprachen von unzutreffenden Anschuldigungen, Verjährungsfristen und anfechtbarem Vorgehen der Steuerbehörden.
Das Gericht will nun in zunächst 15 Verhandlungsterminen über die insgesamt 13 Anklagepunkte befinden. Im finanziell umfangreichsten Fall soll Krause bei seiner Aufbau Invest GmbH in Börgerende, die er zusammen mit seiner damaligen Frau gegründet hatte, umgerechnet sechs Mio. Euro auf das Konto seiner anderen Firma, die Aufbau-Invest AG in Zürich, transferiert haben. An dieser Firma war Krause mit 60 Prozent beteiligt. Dort ging das Geld angeblich durch verschiedene undurchsichtige Spekulationen verloren.
"Unglückliche Finanzgeschäfte"
Krause hatte immer wieder erklärt, dass er seinerzeit unwissentlich Betrügern auf den Leim gegangen sei. Eine "Schuld im Sinne der Anklage" könne er bei seinem Mandanten nicht erkennen, erklärte Peter-Michael Diestel, als sein Anwaltsbüro im Januar dieses Jahres Krauses Verteidigung übernahm. Nicht zu bestreiten seien "unglückliche Finanzgeschäfte", aber von einem Betrugsvorsatz könne nicht die Rede sein. Als eine Hauptbelastungszeugin soll dem Vernehmen nach Krauses Exfrau Heidrun im Prozess gehört werden.
Krause hatte 1990 mit dem damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble den deutsch-deutschen Einigungsvertrag ausgehandelt. Im August 1990 war er für einige Monate Finanz-, Wirtschafts- und Landwirtschaftsminister der DDR. Im Januar 1991 berief Bundeskanzler Helmut Kohl ihn zum Bundesverkehrsminister. Nach einer Reihe von Affären trat der promovierte Dr. Ing. am 6. Mai 1993 zurück.
Quelle: ntv.de