Politik

Die Oranier marschieren wieder Krawalle in Nordirland

Vermummte Steinewerfer in Ardoyne.

Vermummte Steinewerfer in Ardoyne.

(Foto: REUTERS)

Bei schweren Krawallen in Nordirland während Paraden des protestantischen Oranierordens sind mehr als ein Dutzend Polizisten verletzt worden. Im Norden von Belfast wurde am Montagabend mindestens ein Schuss auf die Polizei abgefeuert, berichtete die Nachrichtenagentur PA. Auch in anderen Städten der britischen Konfliktregion kam es vereinzelt zu Randale, wobei unter anderem Flaschen und Molotowcocktails flogen und Autos brannten. Nach Medienangaben waren es die schlimmsten Ausschreitungen seit Jahren.

Die katholisch-republikanische Partei Sinn Féin machte die "Real IRA", eine Splittergruppe der mittlerweile entwaffneten Terrororganisation IRA, für die Gewalt verantwortlich. Die Taten zeigten, dass es einen "Anti-Friedensprozess" gebe, sagte der Abgeordnete Gerry Kelly. In der Zeit der Unruhen in Nordirland war Sinn Féin der parlamentarische Arm der IRA.

Die Polizei setzte Wasserwerfer und Plastikgeschosse ein. Vier Menschen wurden nach Angaben der Behörde festgenommen. Die Gewalt war in einem katholischen Bezirk von Ardoyne im Norden Belfasts ausgebrochen. Die Beamten seien mit Benzinbomben, Steinen und Flaschen beworfen worden. Auch in den Städten Londonderry, Rasharkin und Armagh seien Beamte von Benzinbomben und Wurfgeschossen verletzt worden. Insgesamt wurden etwa 13 Polizisten verletzt, die meisten davon in Belfast.

"Bigotterie, Sektierertum und Intoleranz"

Vize-Polizeichef Alistair Finlay sagte, die Krawalle hätten eines der "schlimmsten Gesichter Nordirlands" gezeigt, ein Gesicht der "Bigotterie, des Sektierertums und der Intoleranz". Die meisten Menschen in Nordirland wollten jedoch in Frieden leben, hunderte Paraden seien friedlich verlaufen. Mit den traditionellen Paraden wird an die Schlacht am Fluss Boyne erinnert, bei der Wilhelm von Oranien am 12. Juli 1690 den katholischen König Jakob II. besiegte. Für die nordirischen Katholiken sind die Märsche eine Provokation.

In Nordirland tobten jahrzehntelang Kämpfe zwischen Protestanten und Katholiken. Die protestantischen Unionisten und Loyalisten stehen für die Zugehörigkeit Nordirlands zu Großbritannien. Die katholischen Republikaner wollen eine Vereinigung der Region mit der Republik Irland. Im März verübten republikanische Splittergruppen - fast elf Jahre nach einem Friedensabkommen - wieder Anschläge auf britische Soldaten und einen Polizisten. Zwei Soldaten und der Polizist starben. Zu dem Anschlag auf die Soldaten hatte sich die Real IRA bekannt, zu dem Mord an dem Polizisten eine weitere IRA-Splittergruppe.

Quelle: ntv.de, dpa

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