Politik

"Wir müssen ungewöhnliche Lösungen denken" Kreuzberg beantragt ersten Coffeeshop

Es wäre eine Premiere in Deutschland: Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg beantragt die Eröffnung eines Coffeeshops, in dem Cannabis kontrolliert abgegeben werden soll. Allerdings gibt es Kritiker - und die amtliche Genehmigung steht noch aus.

Der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg will mit dem bundesweit ersten, genehmigten Coffeeshop gegen Drogenhandel kämpfen. Das Bezirksparlament habe einen Antrag für ein Modellprojekt am Görlitzer Park verabschiedet, teilte die Grünen-Fraktion im Bezirk mit.

Die Polizei nimmt im Juli 2011 während einer Razzia im Görlitzer Park einen Drogendealer fest.

Die Polizei nimmt im Juli 2011 während einer Razzia im Görlitzer Park einen Drogendealer fest.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nun werde mit Beratungsstellen und Anwohnern ein Antrag an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte erarbeitet. Dieses Amt muss die kontrollierte Abgabe von Cannabis erlauben. Nach den Chancen für den Antrag befragt, antwortet das Institut, es habe in den vergangenen acht Jahren rund 170 Personen eine Ausnahmegenehmigung erteilt - "im Rahmen einer medizinisch betreuten Selbsttherapie". Außerhalb eines gesundheitlichen oder wissenschaftlichen Anliegens gibt es demnach aber keine Genehmigungen.

Coffeeshops sind geduldete Verkaufsstellen für bestimmte Drogen. Bekannt sind die Haschisch-Cafés vor allem aus den Niederlanden. In Deutschland ist der Verkauf von Drogen verboten. Der Bezirk hofft daher auf eine Ausnahmegenehmigung aus öffentlichem Interesse.

"Fachgeschäft" wie für Bonbons

Die Prohibitionspolitik der letzten Jahrzehnte sei gescheitert, erklärte die Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann von den Grünen. "Wir müssen jetzt ungewöhnliche Lösungen denken." Den Bezug auf das Vorbild der niederländischen Coffeeshops hört sie aber nicht so gerne. "Es geht nicht um ein lustiges Café, wo ich Marihuana und Dope kaufe", sagte sie kürzlich der Nachrichtenagentur AFP. Sie nennt es lieber ein "Fachgeschäft", wie es diese auch für Bonbons und Herrenhemden gebe.

Die Polizei hat bisher vergeblich versucht, den massiven Umschlag vor allem von Marihuana und Haschisch im Görlitzer Park zu unterbinden. Polizeisprecher Thomas Neuendorf verweist auf zahlreiche Kontrollen, die in der Parkanlage stattgefunden haben. Allerdings räumt er ein: "So lange es Konsumenten gibt, wird Handel stattfinden." Einen Coffeeshop lehne die Polizei dennoch ab. "Dann bricht ein weiterer Damm und eine Stufe kommt zur anderen."

Das sieht Herrmann anders: "Wenn wir die Händler und ihre Produkte in den Griff kriegen wollen, müssen wir den Verkauf unter Kontrolle kriegen." In dem geplanten Coffeeshop müssten die Kunden nachweisen, dass sie 18 Jahre oder älter sind. Medizinisch geschulte Mitarbeiter und Sozialarbeiter sollten außerdem einen Blick auf die Kunden werfen und ihnen bei Bedarf Unterstützung anbieten. So solle eine "Bagatellisierung des Verkaufs" vermieden werden.

Die nötigen Pflanzen zur Herstellung der Drogen könnten nach Ansicht Herrmanns möglicherweise sogar im Nachbarland Brandenburg geerntet werden. Der "Bild"-Zeitung sagte sie Anfang der Woche: "Es haben sich bei mir mehrere Bauern aus der Umgebung gemeldet und ihre Unterstützung angeboten." Nicht nur wären die Lieferwege kurz, auch die Qualität sieht die Bürgermeisterin dadurch gesichert: "Sie könnten den kontrollierten Hanf-Anbau übernehmen, damit die Produkte ohne Zusatzstoffe sind."

Quelle: ntv.de, mli/dpa/Mechthild Henneke, AFP

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