Politik

Erlaubnis für Genkartoffel Kritik an Aigners "Zickzackkurs"

Die Anbauerlaubnis für die Genkartoffel Amflora zu Versuchszwecken ist auf scharfe Kritik gestoßen. "Die Entscheidung ist falsch", sagte SPD-Fraktionsvize Ulrich Kelber der "Passauer Neuen Presse". Die Hauptschuld sei aber nicht Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) anzulasten, sondern ihrem Vorgänger, dem heutigen CSU-Chef Horst Seehofer. Schließlich habe er als Bundeslandwirtschaftsminister Amflora erstmals zugelassen, fügte Kelber hinzu.

Die Argumente, mit denen Seehofer jetzt die Nicht-Zulassung von Amflora fordere, habe er bei seiner eigenen Entscheidung als Agrarminister nicht berücksichtigt, kritisierte Kelber. "Dass Entscheidungen über grüne Gentechnik als Risikotechnologie in Deutschland von der Union nicht nach sachlichen, sondern nach rein parteipolitischen Kriterien diskutiert werden", sei nicht mehr hinnehmbar. "Dieses Rummeiern ist nur noch peinlich", kritisierte der SPD-Politiker.

Kritik kam erneut auch von den Grünen. Aigner sei auf einem "Zickzackkurs", weil sie "zwischen dem Druck der Gentech-Lobby und dem Widerstand der bayerischen Bauern hin und her gerissen" sei, sagte Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn der "Passauer Neuen Presse". Bei Amflora stehe "einem unkontrollierbaren Risiko kein erkennbarer Nutzen entgegen".

Greenpeace bezeichnete die Zulassung der Amflora als Fehler. Die Kartoffel enthalte ein Antibiotika-Resistenz-Gen, das die Wirksamkeit von lebenswichtigen Antibiotika gefährden könne, erklärte Gentechnik-Expertin Stephanie Töwe. Aus Vorsorgegründen müsse der Anbau deshalb verboten werden.

Aigner lädt für heute Lebensmittelwirtschaft und Verbraucher zu einem Runden Tisch, bei der neben dem Milchpreis auch Amflora ein Thema sein soll.

Für Garn und Papier

Amflora bietet nach Angaben ihres Herstellers BASF viele Anwendungsmöglichkeiten. Mit Hilfe von Amflora werde Garn reißfester und Papier glänzender, Sprühbeton hafte besser an der Wand und Klebstoff bleibe länger flüssig, erläutert der Chemiekonzern. Die Gen-Kartoffel enthält eine veränderte Stärke. Normalerweise besteht dieser Speicherstoff in der Knolle aus Amylopektin und Amylose. BASF knipste das Gen für die Amylose aus, so dass die Stärke nur Amylopektin enthält. Damit sei die Kartoffel für den "industriellen Einsatz optimal abgestimmt", sagt BASF.



Umweltschützer fürchten die Ausbreitung der Gene auf benachbarte Äcker. Das in Amflora steckende Marker-Gen für Antibiotikaresistenz könne zudem zur Verbreitung solcher Widerstandsfähigkeiten gegenüber äußeren Einflüssen führen. Marker-Gene werden bei der Entwicklung von gentechnisch veränderten Pflanzen eingebaut, um die gewünschten Exemplare von anderen zu unterscheiden.

Quelle: ntv.de, AFP / dpa

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