"Ein schwerer Fehler" Kritik an Putin
31.10.2003, 12:34 UhrDie seit längerem erwartete Entlassung des Kreml-Stabschefs Alexander Woloschin durch Präsident Wladimir Putin ist in Russland auf Kritik gestoßen. "Das ist schlecht und eine sehr ernste Angelegenheit", sagte der frühere Kreml-Stabschef und heutige Vorstandsvorsitzende des Strommonopolisten RAO EES, Anatoli Tschubais, in Moskau. Woloschin, ein Gefolgsmann von Putins Vorgänger Boris Jelzin, war am Vorabend im Zusammenhang mit dem Vorgehen der Justiz gegen den Yukos-Ölkonzern entlassen worden.
Der Vorsitzende der liberalen SPS-Partei, Boris Nemzow, bezeichnete die Entlassung Woloschins als Folge eines neuen politischen Kurses in Russland, der gegen die heimische Wirtschaft und die Gesellschaft gerichtet sei. "Das ist ein schwerer Fehler. Ohne den Dialog mit der Gesellschaft kann man kein blühendes Russland aufbauen. Man kann Woloschin verstehen", sagte Nemzow.
Der zu Jelzins Zeiten ebenfalls mit großen Machtbefugnissen ausgestattete Tschubais äußerte seine Befürchtung, der Kreml messe den demokratischen Werten und den Interessen der Wirtschaft immer weniger Bedeutung zu. "Die Ereignisse der vergangenen Tage zeigen, dass man tatsächlich eine Kursänderung erkennen kann", sagte Tschubais dem Radiosender "Echo Moskwy".
Tschubais galt als Architekt der in Russland bis heute äußerst umstrittenen Privatisierungen in den 1990er Jahren. Die Aufteilung der bis dahin staatlichen Rohstoffressourcen hatte Geschäftsleute wie den heutigen Yukos-Konzernchef Michail Chodorkowski innerhalb kürzester Zeit zu Milliardären gemacht. Investoren befürchten, dass die Mannschaft um den aus dem Geheimdienst KGB hervorgegangenen Putin eine Umverteilung des Eigentums in Russland anstrebt.
Dagegen sprach die Kreml-Nahe Partei "Geeintes Russland" von einem "natürlichen Prozess der Erneuerung".
Quelle: ntv.de