Stoiber stößt an Kritik an Wahlkampfstrategie
03.04.2002, 12:14 UhrIn der CDU wird heftiger Unmut über die Wahlkampfstrategie ihres Kanzlerkandiaten Edmund Stoiber (CSU) laut. Grund: Stoibers Ankündigung, schon die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt zur Abstimmung über das Zuwanderungsgesetz zu machen.
Der frühere CDU-Generalseketär Heiner Geißler warnte seine Partei mit scharfen Worten vor einer Ausländer-Kampagne im Wahlkampf: "Wer so etwas macht, der ist reif für die Psychiatrie", sagte Geißler im Westdeutschen Rundfunk. Die Union und ihr Kanzlerkandidat hätten gute Chancen, die Bundestagswahl am 22. September mit ihrer Wirtschaftskompetenz zu gewinnen. Ziehe man das Ausländer-Thema hoch, dann sei das der berühmte "Schuss ins Knie". Zwar könne das Thema nicht aus dem Wahlkampf heraus gehalten werden, doch sei es ein Unterschied, ob man im Wahlkampf in denVersammlungen darüber rede oder eine Kampagne mit Wahlplakaten und Fernseh-Spots hochziehe. Wenn das Thema "fast rechtsradikal" in den Vordergrund geschoben werde, dann schade das dem Ansehen im Ausland.
Der Magdeburger CDU-Spitzenkandidat Wolfgang Böhmer sagte, man werde den Menschen das Thema Zuwanderung "nicht einfach aufdrängen können". Die landesspezifischen Themen seien groß genug.
Merkel will keine Schlammschlacht ...
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel unterstrich in einem Interview mit der Illustrierten "Bunte" die Bedeutung des Themas. Die Zuwanderung gehöre zu den Themen, die die Leute bewegten, sagte Merkel. Die CDU werde es jedoch nicht auf dem Rücken der Ausländer austragen. Mit Stoiber sei sie sich einig, dass es zu keiner "Schlammschlacht" kommen solle.
... aber einen negativen Wahlkampf
Die CDU will nach einem Bericht der "Zeit" einen negativen Wahlkampf führen. Die Hamburger Wochenzeitung bezog sich auf ein internes Wahlkampfpapier aus dem Konrad-Adenauer-Haus, der Parteizentrale. Demnach setzt die CDU auf die Zerstörung rot-grüner "Legenden": "Reformstau aufgelöst", "eine Million neue Arbeitsplätze geschaffen".
Sollte es noch vor der Wahl zu einem Wirtschaftsaufschwung kommen, solle in einer Angriffskampagne der Eindruck zerstreut werden, dieser ginge auf die Regierung zurück.
Stoiber glättet die Wogen
Stoiber äußerte auf seiner Wahlkampftour Unverständnis über die Hysterie. Merkel, Böhmer und er "stimmen überein, dass das zentrale Thema in Sachsen-Anhalt die wirtschaftliche Leistungsfähigkleit des Landes ist", sagte er in Sülldorf bei Magdeburg. "Selbstverständlich" werde er aber alle anderen wichtigen Themen "in verantwortlicher Weise" diskutieren.
Quelle: ntv.de