Tauwetter in Havanna Kuba lässt Dissidenten frei
08.07.2010, 11:50 Uhr
Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos darf die frohe Botschaft überbringen.
(Foto: dpa)
Die sozialistische Regierung Kubas lässt auf Vermittlung der katholischen Kirche und Spaniens 52 politische Häftlinge frei. Damit sollen auch die restlichen der ursprünglich insgesamt 75 im Jahr 2003 zu drakonischen Freiheitsstrafen verurteilten Regimekritiker freikommen.
Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos sagte in Havanna, es gebe nun keinen Grund mehr, die harte Haltung der EU gegenüber Kuba aufrechtzuerhalten. Kubanische Dissidentenkreise reagierten erleichtert auf die Freilassungen, äußerten sich über die weitere politische Entwicklung aber skeptisch.
Alle dürfen Kuba verlassen
Die Erzdiözese in Havanna hatte mitgeteilt, dass die ersten fünf der Inhaftierten "in den nächsten Stunden" freigelassen würden. Ob sie bereits in Freiheit waren, war zunächst unklar. Die anderen 47 Gefangenen würden in den nächsten drei bis vier Monaten freigelassen.

Moratinos spricht mit dem kubanischen Präsidenten Raul Castro und Kardinal Jaime Ortega.
(Foto: REUTERS)
Sie allen könnten Kuba verlassen, hieß es weiter. Weiterhin sollen sechs Gefangene in Haftanstalten in der Nähe ihrer Familien verlegt werden. Die Entscheidungen wurden nach einem Treffen von Havannas Erzbischof Jaime Ortega und Kubas Präsident Raúl Castro mitgeteilt, an dem auch Moratinos und dessen kubanischer Amtskollege Bruno Rodríguez Parrilla teilnahmen.
Die Dissidenten gehören zur Gruppe von 75 Oppositionellen, die im März 2003, im sogenannten "Schwarzen Frühling", wegen "Söldnertums" im Dienste der USA zu Haftstrafen von insgesamt 1454 Jahren verurteilt worden waren. Einige waren in der Zwischenzeit freigelassen worden, meist aus gesundheitlichen Gründen. Einer, der Dissident Orlando Zapatao Tamayo, war im Februar dieses Jahres an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben.
Moratinos sprach von der bedeutendsten Freilassung von Dissidenten seit langer Zeit. "Auf Kuba beginnt eine neue Etappe", sagte er. Dass müsse auch auf Washington Auswirkungen haben.
Die drakonischen Urteile gegen die Dissidenten hatten seit 2003 die Beziehungen zwischen Kuba und der EU belastet. Spanien hatte schon während seiner EU-Ratspräsidentschaft versucht, die anderen EU- Länder zu einer flexibleren Haltung gegenüber Kuba zu bewegen, stieß damit aber auf heftigen Widerstand anderer Staaten der Union.
Quelle: ntv.de, AFP