Politik

Humanitäre Geste Kuba lässt kranke Dissidenten frei

Erstmals seit Beginn der Vermittlungsbemühungen der katholischen Kirche entlassen die kommunistischen Machthaber in Kuba einen schwer kranken Regierungskritiker aus dem Gefängnis.

Ariel Sigler ist frei, sein Bruder Guido ist noch immer inhaftiert.

Ariel Sigler ist frei, sein Bruder Guido ist noch immer inhaftiert.

(Foto: dpa)

Kubas Regierung hat auf Vermittlung der katholischen Kirche einen schwer kranken Dissidenten frei gelassen und weitere sechs oppositionelle Häftlinge in Gefängnisse in der Nähe ihrer Familien verlegt. Der 47-jährige querschnittsgelähmte Ariel Sigler wurde aus einem Hospital in Havanna entlassen und in den Ort Pedro Betancourt, rund 150 Kilometer östlich der Hauptstadt gebracht, wo seine Familie lebt. Nach Angaben aus Menschenrechtskreisen wurden auch die anderen Gefangenen bereits verlegt.

Alle gehören zu einer Gruppe von 75 Oppositionellen, die im März 2003, im sogenannten "Schwarzen Frühling", wegen "Söldnertums" im Dienste der USA zu Haftstrafen von bis zu 28 Jahren verurteilt worden waren. Die Erzdiözese Havanna hatte die bevorstehende Freilassung mitgeteilt. Die Geste der Regierung steht in zeitlichem Zusammenhang mit einem anstehenden Kuba-Besuch des vatikanischen "Außenministers", Erzbischof Dominique Mamberti, in der kommenden Woche.

Viele politische Gefangene

Von den 75 Oppositionellen sitzen noch 52 hinter Gittern, darunter auch Siglers Bruder, Guido (57), der ebenfalls gesundheitlich angeschlagen ist. Bereits vorige Woche hatten die Behörden nach einem Gespräch zwischen Havannas Erzbischof Jaime Ortega und Kubas Präsidenten Raúl Castro im Mai sieben Oppositionelle in Haftanstalten in der Nähe ihrer Familien verlegt.

Menschenrechtsorganisationen schätzen, dass es insgesamt auf Kuba noch etwa 200 politische Gefangene gibt, was aber von der Regierung bestritten wird. Auf der jetzt bekanntgegebenen Verlegungsliste stand auch der Name von Héctor Maceda, dem Ehemann der Anführerin der "Damas de Blanco" (Damen in Weiß), Laura Pollán. Die Frauen kämpfen für die Freilassung ihrer Männer und Söhne.

In einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa begrüßte Pollán die Verlegung ihres Mannes, der anderen fünf Häftlinge und vor allem die Freilassung Siglers. Allerdings sprach sie von "kleinen Schrittchen". "Notwendig ist die Freilassung von allen (inhaftierten Dissidenten). Erst dann kann man sagen, dass es wirklich Fortschritte mit Blick auf die Menschenrechte gibt."

Quelle: ntv.de, dpa

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