Politik

Erste Signale für Rot-Grün? Künast und Wowereit holzen nicht

Freundliche Mienen zwischen Renate Künast und Klaus Wowereit im TV-Duelll.

Freundliche Mienen zwischen Renate Künast und Klaus Wowereit im TV-Duelll.

(Foto: dpa)

Im Berliner Wahlkampf haben sich Klaus Wowereit und Renate Künast bisher kräftig beharkt. Im öffentlichen Fernsehduell gehen beide vorsichtig und höflich miteinander um. Vielleicht ist das die Geburtsstunde von Rot-Grün II in der Hauptstadt. Einem grün-schwarzem Bündnis erteile Künast jedenfalls eine klare Absage.

Haben die Zuschauer da die künftigen Koalitionspartner in Berlin miteinander reden gesehen? Ein heftiges Wortgefecht um die besseren Argumente war das nicht, was sich Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und seine Grünen-Herausforderin Renate Künast lieferten. Beim zweiten RBB-"Berlin-Duell" vor der Abgeordnetenhauswahl am 18. September blieben die Krallen eingefahren und die gegenseitigen Attacken aus. Künast erteilte sogar zum ersten Mal eine klare Absage an ein grün-schwarzes Bündnis. "Ich werde meiner Partei nicht vorschlagen, eine Koalition mit der CDU einzugehen." Die sei zu rückwärtsgewandt.

Darüber war seit Monaten spekuliert worden. Künast ging mit dem Korb an die Union quasi in letzter Minute in die Offensive. Denn die beiden jüngsten Umfragen legen ohnehin nahe, dass es für ein Bündnis aus CDU und Grünen nicht reichen wird. Es ist die kleine Piratenpartei, die allen Parteien, aber besonders den Grünen Stimmen abzujagen droht bei der Wahl am 18. September. Mit 5,5 (ZDF-Politbarometer) und 6,5 Prozent (Infratest dimap) sehen jetzt schon zwei Umfragen die Piraten erstmals in ihrer fünfjährigen Geschichte ein Landesparlament entern.

SPD liegt vorn

Die SPD liegt in beiden Stimmungstests unangefochten vorn - mit 29,5 bis 32 Prozent. Erneut behauptet die CDU mit 21 bis 22 Prozent ihren zweiten Platz, gefolgt von den Grünen mit 19,5 bis 20 Prozent. Die Linke käme auf elf Prozent, was das Ende für Rot-Rot in Berlin bedeuten würde. Die FDP flöge nach beiden Umfragen mit 3 Prozent aus dem Abgeordnetenhaus.

Renate Künast lächelt vom Wahlplakat.

Renate Künast lächelt vom Wahlplakat.

(Foto: dapd)

Wowereit - mit den starken Umfrageergebnissen im Rücken - schluckte im Fernsehduell den Köder von Künast nicht. Die 55-Jährige verlangte nach ihrem Bekenntnis, dass die Grünen am liebsten mit der SPD koalieren werde, ebenfalls eine Koalitionsaussage Wowereits zugunsten der Grünen. Die blieb der 57-Jährige schuldig. Der gewiefte Koalitionstaktiker ließ sich erneut alle Optionen offen. Die SPD könne mit den Grünen wie mit den Linken. Mit der CDU sei es dagegen viel schwieriger, möglichst viele sozialdemokratische Inhalte durchzusetzen, sagte Wowereit nur.

Grünen dienen sich SPD an

Die Aufforderung an Wowereit und die SPD wiederholte die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag bei der Vorstellung ihres letzten Plakatmotivs erneut. Deutlich dienen sich die Grünen als Juniorpartner der SPD an. Für Künast bliebe es eine Wahlkampfepisode. Sie werde nicht Wowereits Stellvertreter, bekräftigte sie.

Frank Henkel (r.) im ersten TV-Duell zur Berlinwahl gegen Klaus Wowereit.

Frank Henkel (r.) im ersten TV-Duell zur Berlinwahl gegen Klaus Wowereit.

(Foto: REUTERS)

Dabei behandelte Wowereit im Duell seine Herausforderin mit fast ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Da war der Amtsinhaber zwei Tage zuvor beim ersten Duell dem CDU-Spitzenkandidaten Frank Henkel noch ganz anders in die Parade gefahren. "Fangen Sie schon an zu holzen? Das kann ich auch", hatte Henkel bereits nach wenigen Minuten zu Wowereit gesagt. Der Regierungschef zeigte sich dieses Mal seiner Kontrahentin zugewandt, schaute sie an, wenn sie antwortete. Henkel hatte er meist keines Blickes gewürdigt.

Künast, die für ihre spitze Zunge bekannte Grüne, verkniff sich ebenfalls fast jeden persönlichen Angriff gegen Wowereit. Beide vermieden mit Blick auf die Zeit nach der Wahl auch bei dem am heftigsten zwischen SPD und Grünen umstrittenen Thema - der Verlängerung der Stadtautobahn A100 von Neukölln nach Treptow um 3,2 Kilometer - klare Aussagen, ob sie daran eine Neuauflage von Rot-Grün scheitern lassen würden. In der dramatischen Zeit um den Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung hatten SPD und Grüne 1989/1990 schon einmal die Stadt regiert.

Quelle: ntv.de, Kirsten Baukhage, dpa

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