"Turbo-Abitur" Kultusminister bessern nach
06.03.2008, 16:40 UhrNach den zunehmenden Eltern-Klagen haben die Kultusminister leichte Nachbesserungen am umstrittenen "Turbo-Abitur" nach zwölf Schuljahren beschlossen. Danach dürfen Übungen, Projekte und Methodenlernen künftig "flexibler" als bisher auf das vereinbarte Unterrichtsvolumen von insgesamt 265 Wochenstunden bis hin zur Reifeprüfung angerechnet werden, teilte die Kultusministerkonferenz (KMK) mit.
Mindestens 260 Stunden müssen aber im Lehrplan fachgebunden ausgewiesen sein. Diese Stunden werden wie bisher von der fünften Klasse an über die einzelnen Schuljahre bis zum Abitur verteilt.
Forderungen nach Ganztagsschule
Der Beschluss war nach zähen Verhandlungen zustande gekommen. Die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf 12 Jahre auch im Westen führt derzeit in vielen Bundesländern zu erheblichen Protesten. Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Dieter Dornbusch, sagte im RBB-Inforadio, er halte es für das Sinnvollste, das "Turbo-Abi" nur an Ganztagsschulen einzuführen. Dort könnten die Kinder mittags verpflegt werden und müssten zu Hause keine Aufgaben mehr machen. "Man hat jetzt einen Zustand, dass man einen Reparaturbetrieb braucht, um überhastete Entscheidungen zu reparieren", kritisierte Dornbusch.
Die Vorsitzende des Bundestags-Bildungsausschusses, Ulla Burchardt (SPD), forderte die Kultusminister auf, die Klagen von Schülern und Eltern ernster zu nehmen. Die Änderungen seien nicht ausreichend. Wer das Abitur bei gleicher Qualität nach zwölf statt nach 13 Schuljahren wolle, müsse die Ganztagsschule einführen. Burchardt: "Alles andere ist Kinderschänderei".
Baden-Württembergs Kultusminister Helmut Rau (CDU) wies im SWR Forderungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach einer Entrümpelung der Lehrpläne für das Gymnasium zurück. Dies werde eine Sache der Länder bleiben. Am achtjährigen Abitur werde sein Land trotz der Kritik von Lehrern, Eltern und Schülern festhalten.
Quelle: ntv.de