Bauernprotest vor Kanzleramt Kundgebung am Sonntag
15.05.2009, 12:32 UhrDie deutschen Bauern machen angesichts der niedrigen Milchpreise weiter Druck auf die Bundesregierung. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) kündigte eine Kundgebung mit hunderten Bauern am Sonntag vor dem Bundeskanzleramt an. Vor dem Kanzleramt campieren bereits seit Montag mehr als 200 Bäuerinnen, um einen Milchkrisengipfel unter Leitung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu erzwingen. Sie fordern ein Minimum von 40 Cent pro Liter Milch und protestieren gegen die Belastung durch die Agrardieselsteuer. Die Milchbäuerinnen, die ihren Protest am Sonntag beenden wollen, befürchten, dass 30.000 Höfe vor dem Aus stehen.
Weitere Aktionen seien aber nicht ausgeschlossen, sagte eine Sprecherin des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. Ob auch die sechs Frauen, die sich seit Mittwoch im Hungerstreik befinden, aufhören wollten, sei unklar.
Preiskampf der Händler
Die Milchviehhalter fordern mit ihrem Protest, die EU solle Einfluss auf die Milchmenge nehmen, damit die Preise steigen. Mit 65 Cent kostet derzeit in Deutschland ein Stück Butter weniger als 1952. Für einen Liter Vollmilch müssen beim Discounter um die 50 Cent auf den Ladentisch gelegt werden. Erst kürzlich hatte der Discounter Aldi den Preis für den Liter Vollmilch um sieben Cent auf 48 Cent gesenkt. Auch die Konkurrenz machte viele Milchprodukte deutlich billiger. Die Supermärkte liefern sich seit Monaten einen massiven Preiskampf.
Der Deutsche Bauernverband (DBV), die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und der Deutsche Landfrauenverband (DLV) schlossen ein Bündnis gegen den Preisdruck auf die Milchbauern durch Discounter und Lebensmittelhandel. "Wir treten gemeinsam gegen den Ultrapreisdruck bei Milch seitens der Discounter an", erklärten DBV-Präsident Gerd Sonnleitner, der NGG-Vorsitzende Franz-Josef Möllenberg und die DLV-Präsidentin Brigitte Scherb in Berlin. Die Botschaft sei eindeutig: "Kommt endlich zur Besinnung, stoppt den Wahnsinn der Preisspirale nach unten, vernichtet nicht Arbeitsplätze auf den Bauernhöfen und in der Verarbeitung, denkt an die langfristige Verfügbarkeit des wichtigen Nahrungsmittels."
Milchkühe ins Schlachthaus
Angesichts des massiven Rückgangs der Milchpreise schlachten die Bauern in Deutschland verstärkt ihre Kühe. Im März seien 15,6 Prozent mehr Tiere auf der Schlachtbank gelandet als im Vorjahresmonat, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Dabei habe es sich um eine "auffallend" starke Zunahme gehandelt.
Quelle: ntv.de, AFP / dpa