"Zu spät" Kurden suchen Dialog
19.10.2007, 16:09 UhrDer Präsident der autonomen kurdischen Region im Irak, Massud Barsani, hat die türkische Regierung angesichts einer drohenden türkischen Militäraktion im Nordirak zu direkten Gesprächen aufgefordert. Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan wiederum rief die irakische Regierung erneut auf, gegen die Stützpunkte kurdischer Rebellen im Nordirak vorzugehen und die Rebellenführer an die Türkei auszuliefern.
Das Parlament in Ankara hatte am Mittwoch mit großer Mehrheit eine Offensive gegen kurdische Rebellen im Nordirak gebilligt. Nach Darstellung Ankaras agieren Kämpfer der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK vom Irak aus und ziehen sich nach jedem Gefecht dorthin zurück. Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari, seine Regierung sei bereit, den Druck auf die Kämpfer der PKK zu verstärken. Der Irak habe aber nicht die Truppen, um die PKK zu vertreiben.
Erdogan begrüßte die Bereitschaft des Iraks, den Druck auf die PKK zu erhöhen. Er komme jedoch zu spät, sagte der türkische Regierungschef in Istanbul. "Die PKK-Lager müssen ausradiert und die Rebellenführer ausgeliefert werden. Das würde die Türkei zufriedenstellen."
Türkei mache Ernst
Ein hochrangiges Regierungsmitglied kündigte an, die Türkei werde mit ihrem geplanten Militäreinsatz im Nordirak Ernst machen. "Wir haben die Entscheidung getroffen, und wir werden das tun, was notwendig ist", sagte Vize-Ministerpräsident Cemil Cicek in einem Interview. Offen sei nur noch, wann genau der Einmarsch erfolge. Die "militärischen Gegebenheiten" würden den Zeitpunkt und den Umfang des Einsatzes bestimmen.
Der Präsident der autonomen kurdischen Region im Irak erklärte, die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass Krieg die Probleme nicht löse. Die irakischen Kurden seien nicht verantwortlich für den Kampf zwischen der Türkei und der PKK, sagte Barsani. Er rief die türkische Regierung auf, zu Verhandlungen in die Regionalhauptstadt Erbil zu kommen. Dialog und gegenseitiges Verständnis seien die beste Art, ein Problem zu lösen. Die Türkei lehnt bislang direkte Gespräche mit der kurdischen Regionalregierung im Irak ab.
Quelle: ntv.de