Linke vor Showdown Lafontaine bekommt Redezeit
01.06.2012, 17:23 UhrMonatelang haben die Linken ihre innere Spaltung - so gut es geht - übertüncht. Doch auf dem Parteitag in Göttingen muss der Führungskampf ausgetragen werden, die Tagesordnung liest sich schon jetzt wie eine Schlachtordnung. Auch Oskar Lafontaine wird sich an die Delegierten wenden.
Der frühere Linke-Vorsitzende Oskar Lafontaine wird nun doch überraschend am Samstag auf dem Parteitag in Göttingen vor der Wahl der neuen Doppelspitze eine Rede halten. Das geht aus der Tagesordnung des Parteitages hervor, die dem Korrespondenten von n-tv.de bereits vorliegt.
Der 68-Jährige wird etwa 15 Minuten Redezeit erhalten, beschloss der Parteivorstand. Er nimmt nun als einfacher saarländischer Delegierter an dem Parteitag teil. Die Ankündigung nährte Gerüchte, Lafontaine könnte sich möglicherweise doch noch zu einer Kampfkandidatur entscheiden. Er selbst schloss das aus. "Das Thema ist gegessen." , weil er sich nicht mit seinem Rivalen Dietmar Bartsch einigen konnte.
Lafontaines Lebensgefährtin, die stellvertretende Linke-Vorsitzende Sarah Wagenknecht, hält sich eine Kandidatur hingegen offenbar weiter offen. "Wer wie wann kandidiert, das wird man in den nächsten Tagen sehen", sagte sie wenige Stunden vor Beginn des Parteitags auf eine entsprechende Frage. Die stellvertretende Partei- und Fraktionsvorsitzende hat eine Bewerbung um das Führungsamt bislang abgelehnt, dennoch gilt es als möglich, dass sie bei der Wahl am Samstagabend kurzfristig antritt.
Gysi hält Spaltung für möglich
Auch Fraktionschef Gregor Gysi wird vor der Wahl reden. Gysi sprach von einer möglichen Spaltung der Partei. Der "Süddeutschen Zeitung" sagte er: "Entweder es gelingt ein Neubeginn, oder es endet in einem Desaster bis hin zu einer möglichen Spaltung." Sein Maßstab für ein Gelingen des Parteitags am Wochenende sei, "ob wir eine kooperative Führung hinbekommen". Er sei mit seiner "Integrationsaufgabe erst einmal gescheitert", sagte Gysi. Er habe "immer versucht, den Ausgleich zu wahren", aber auch für ihn sei "das Ende der Fahnenstange langsam erreicht".
Der bisherige Parteichef Klaus Ernst ließ erneut offen, ob er selbst noch einmal antritt. Er äußerte auch Sympathie für eine mögliche Wahl seiner Stellvertreterin Wagenknecht zu einer der beiden Vorsitzenden.
Für die neue Doppelspitze, der mindestens eine Frau angehören muss, bewerben sich zehn Kandidaten, von denen sechs reelle Chancen haben. Die Wahl ist für Samstagabend geplant. Die Mehrheitsverhältnisse auf dem Parteitag sind knapp. Die mehrheitlich reformorientierten ostdeutschen Landesverbände stellen 272 der 550 Delegierten, die radikaleren westlichen 228. Hinzu kommen 50 Delegierte verschiedener Arbeitsgemeinschaften.
Quelle: ntv.de, sba/AFP