Krach mit Bartsch Lafontaine kommt nicht
05.01.2010, 15:34 UhrDie Linkspartei muss weiter auf ihren Chef Oskar Lafontaine warten. Doch hinter den Kulissen brodelt es heftig. Bundesgeschäftsführer Bartsch geriert sich offenbar als Königsmörder.
Lafontaine sagt seine Teilnahme an der Klausurtagung der Bundestagsfraktion am kommenden Montag definitiv ab.Grund dafür seien unaufschiebbare Arzttermine, sagte ein Fraktionssprecher in Berlin und bestätigte damit entsprechende Medienberichte. Die Ärzte müssten entscheiden, wann der an Krebs erkrankte Parteichef wieder die politische Arbeit aufnehmen könne, hieß es zudem in Lafontaines Umfeld. Nach den Angaben ist Lafontaine durchaus in der Lage, politische Termine wahrzunehmen. Jedenfalls soll er sein Kommen zum Neujahrsempfang der linken Landtagsfraktion im Saarland am 19. Januar angekündigt haben.
Ursprünglich war erwartet worden, dass sich der krebskranke Lafontaine bei dem Treffen zu seiner politischen Zukunft äußert. Dies werde er aber "zu gegebenem Zeitpunkt" und nach Rücksprache mit den Ärzten nachholen, versicherte der Sprecher.
Rückzug auf Raten
Kurz nach der Bundestagswahl hatte der 66-jährige Parteichef überraschend seinen Rückzug vom Fraktionsvorsitz erklärt. Später war seine Krebserkrankung bekanntgeworden, wegen der er im November operiert wurde. Angesichts der Krankheit war darüber spekuliert worden, ob Lafontaine möglicherweise auch das Amt des Parteivorsitzenden aufgibt. Deshalb war seine öffentliche Erklärung mit Spannung erwartet worden.
Nun bleibt vorläufig weiterhin offen, ob Lafontaine an der Spitze der Partei bleiben wird. Bislang hat er nicht entschieden, ob er im Mai beim Bundesparteitag wieder für den Vorsitz kandidieren will. In seinem Umfeld hieß es, bis März gebe es keinen Zwang zu einer Entscheidung. Das sei zwei Monate vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen und dem kurz darauf folgenden Rostocker Bundesparteitag, auf dem eine neue Parteispitze gewählt werden soll.
Vorbereitung auf den Ernstfall
Im Dezember hatte Linken-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch noch angekündigt, Lafontaine werde sich am 11. Januar bei der Fraktionsklausur äußern. Doch zwischen Bartsch und Lafontaine soll ein offener Machtkampf ausgebrochen sein.
Die Landesverbände in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen hätten in Briefen an den Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi Bartsch heftig kritisiert, hieß es in Parteikreisen. Einem "Stern"-Bericht zufolge fordern sie den Rücktritt Bartschs. Ihm wird vorgeworfen, Lafontaine mit Äußerungen gegenüber den Medien in den Rücken gefallen zu sein und eine Debatte über die Nachfolge des an Krebs erkrankten 66-Jährigen eröffnet zu haben.
Im Umfeld von Lafontaine hieß es, das Vertrauen zwischen Parteichef und Bundesgeschäftsführer sei zerrüttet. Beide sprächen nicht mehr miteinander. Lafontaine brauche aber einen Bundesgeschäftsführer, auf den er sich verlassen könne.
Bartsch lehnte persönliche Konsequenzen ab. "Ich trete nicht zurück", sagte Bartsch. Nach Angaben aus Parteikreisen genießt Bartsch das Vertrauen der ostdeutschen Landesverbände. Lafontaine kann sich auf die Mehrheit der Parteimitglieder in Westdeutschland stützen. Unumstritten ist in der Partei, dass das Rekord-Wahlergebnis der Linken bei der Bundestagwahl ohne Lafontaine nicht zustande gekommen wäre.
Fraktionschef Gysi hatte vergangenes Jahr die Hoffnung geäußert, der im November operierte Lafontaine werde im Januar seine politische Arbeit wieder aufnehmen. Nach der Krebserkrankung war in der Partei eine Debatte um seine Nachfolge ausgebrochen. So hatte der thüringische Linken-Fraktionschef Bodo Ramelow die Partei aufgerufen, sich gezielt auf die Zeit nach einem Ausscheiden von Lafontaine vorzubereiten.
Quelle: ntv.de, sba/rts/dpa