Politik

"Der Sieger wird Chef" Lafontaine will's wissen

Oskar Lafontaine strebt als Spitzenkandidat der Linken im Saarland im kommenden Jahr die erste rot-rote Landesregierung im Westen an. Auf dem Landesparteitag in Neunkirchen kürten 92,4 Prozent der Delegierten den Linken-Chef zum Spitzenkandidaten.

Der frühere SPD-Vorsitzende bot den Sozialdemokraten an, mit den Linken nach der Wahl eine Koalition zu bilden. Dies müsse allerdings auf Augenhöhe erfolgen. Er sprach der Wahl eine "bundespolitische Bedeutung" zu. Linken-Landeschef Rolf Linsler gab als Ziel "20 Prozent plus ein fettes X" an.

Alles oder nichts

Für die Linke bestehe bei der Wahl die Möglichkeit, die Regierungsbildung an der Saar zu übernehmen, sagte Lafontaine in einer umjubelten Parteitagsrede. Er bestritt, nur aus Show als Spitzenkandidat anzutreten. Wenn es möglich sei, werde er das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen. Er hatte allerdings schon vor dem Parteitag deutlich gemacht, nur als Regierungschef ins Saarland zurückkehren zu wollen. Sollte es dafür nicht reichen, will er in Berlin bleiben.

Koalition auf Augenhöhe

Ein Bündnis mit der SPD knüpfte Lafontaine, der von 1985 bis 1998 für die SPD Ministerpräsident im Saarland war, an Bedingungen. So bedeute eine Koalition auf Augenhöhe auch, dass die Partei mit den meisten Stimmen den Ministerpräsidenten stelle. Er forderte von der SPD zudem eine Erklärung, dass sie keine Gespräche mit der CDU führe. SPD-Landeschef Heiko Maas hatte eine SPD-Regierungsbeteiligung unter Lafontaine ausgeschlossen, nicht aber eine Koalition mit den Linken als Juniorpartner.

Maas zeigt Nerven

Maas warf Lafontaine vor, nicht ernsthaft das Amt des Ministerpräsidenten im Saarland anzustreben. Er trete nur als Spitzenkandidat an, um das Wahlergebnis der Linken nach oben zu treiben. Lafontaine meine es nicht ehrlich mit den Menschen, seine Kandidatur sei "reine Show". Lafontaines Kandidatur sei nur Theaterdonner, nach dem Wahltag würde er wieder "über Nacht" nach Berlin flüchten. Maas zeigte sich davon überzeugt, dass die SPD in jedem Fall stärker bleibe als die Linkspartei.

Der "begnadete Demagoge"

Der saarländische Ministerpräsident Müller sieht der Auseinandersetzung mit Lafontaine nach eigenen Worten "mit Freude entgegen". Er sei "geradezu der ideale Gegner, um den Menschen zu zeigen, vor welcher Alternative sie stehen", sagte Müller der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Er bezeichnete Lafontaine erneut als "begnadeten Demagogen". Doch hätten die Menschen nicht vergessen, dass er sich in seinem politischen Leben "immer wieder aus der Verantwortung gestohlen hat".

CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, Lafontaine arbeite mit ungedeckten Schecks. Seine Flucht aus der Regierungsverantwortung habe bewiesen: "Wenn es ans Eingemachte geht, stiehlt er sich davon."

Quelle: ntv.de

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