Politik

Erster Minister tritt zurück Lage im Jemen spitzt sich zu

Seit Wochen demonstrieren auch im Jemen hunderttausende Kritiker gegen das Regime von Präsident Saleh. In dem Land herrscht der Ausnahmezustand. Am Vortag waren Demonstranten von Scharfschüttzen niedergestrockt worden - dennoch finden die Proteste kein Ende. Zehntausende versammeln sich im Zentrum der Hauptstadt. Der erste Minister der Regierung tritt zurück.

Die Stimmung in dem Land ist aufgeheizt.

Die Stimmung in dem Land ist aufgeheizt.

(Foto: AP)

Trotz eines gehen die Proteste gegen die Herrschaft von Präsident Ali Abdullah Saleh im Jemen weiter. Zehntausende Menschen versammelten sich im Zentrum von Sanaa, um den Rücktritt des Staatschefs zu fordern. Am Vortag hatten Scharfschützen in Zivil von Dächern aus auf die Massendemonstrationen geschossen. 52 Menschen waren nach offiziellen Angaben getötet worden, 240 weitere erlitten Verletzungen.

Saleh hatte den Tod der Demonstranten bedauert, zugleich aber die Räumung des Platzes gefordert, den die Demonstranten seit fast vier Wochen besetzt halten. "Wir geben nicht auf bis zum Sturz des Schlächters", skandierten die Demonstranten. Die Opposition erhielt Verstärkung durch tausende Lehrer, doch auch die Polizei verstärkte ihre Präsenz.

Ein jemenitischer Demonstrant.

Ein jemenitischer Demonstrant.

(Foto: AP)

Saleh hatte nach dem Blutbad den Ausnahmezustand verhängt und ein Verbot des Tragens von Waffen in der Öffentlichkeit - eine im Jemen weit verbreitete Angewohnheit - erlassen. Dieser gibt den Behörden theoretisch die Möglichkeit, etwa das Demonstrationsrecht einzuschränken und Kundgebungen gewaltsam aufzulösen. Außerdem behauptete Saleh, dass keine Sicherheitskräfte auf die Demonstranten geschossen hätten. Dass aber die Scharfschützen in Zivil nicht auf die eine oder andere Weise eng mit dem Sicherheitsapparat des Präsidenten verbunden waren, ist nach Ansicht von Beobachtern ausgeschlossen.

Minister tritt zurück

Bei den Protesten zudem erstmals seit Beginn der Unruhen im Januar ein Journalist in der Hauptstadt Saana getötet worden. Der Fotograf Dschamal Al-Scharaabi habe für die Wochenzeitung Al-Masdar gearbeitet, teilte das in New York ansässige Committee to Protect Journalists (CPJ) mit. Er sei erschossen worden, als bewaffnete Männer auf Demonstranten gefeuert hätten. Ein weiterer Fotograf sei durch einen Schuss in die Schulter verwundet worden. Er sei für den arabischen Dienst von BBC tätig gewesen.

Derweil trat, wie die "Yemen Post" berichtete, der jemenitische Tourismusminister Nabil al-Fakih von seinem Amt zurück. Er ist das erste Regierungsmitglied, das aus Protest gegen die massive Gewaltanwendung des Regimes den Hut nahm.

Seit mehr als fünf Wochen verlangen Hunderttausende Demonstranten im ganzen Jemen den Rücktritt Salehs, der seit 32 Jahren über das verarmte Land im Süden der arabischen Halbinsel regiert. Rund 80 Demonstranten wurden bislang von Sicherheitskräften und bewaffneten Regimeanhängern getötet und mehr als tausend weitere verletzt.

Quelle: ntv.de, fma/dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen