Politik

Stromausfälle und Gräueltaten Lage in Tripolis extrem heikel

Blick in eine Klinik in Tripolis.

Blick in eine Klinik in Tripolis.

(Foto: REUTERS)

Zwar gewinnen die Rebellen auch in den letzten libyschen Gaddafi-Hochburgen immer mehr Oberwasser, doch die Lage verbessert sich dadurch nicht schlagartig. Im Gregenteil: In Tripolis werden Lebensmittel knapp, immer wieder fällt der Strom aus. Zudem kommen die Grausamkeiten der letzten Tage ans Licht.

In der libyschen Hauptstadt Tripolis fällt immer wieder der Strom aus. Nach n-tv-Informationen ist vor allem der Norden der Stadt betroffen. In der Millionenmetropole gibt es zudem auch kein frisches Wasser mehr. In Tripolis machten gar Gerüchte die Runde, die Versorgung sei aus Furcht vor vergiftetem Wasser unterbrochen worden. Der Übergangsrat versuchte, zu beruhigen: An der Information sei nichts dran, hieß es. Lediglich ein Pumpwerk sei ausgefallen. Auch die Versorgungslage mit anderen Lebensmitteln wird in der Hauptstadt immer dramatischer. Vor den wenigen Geschäften, die noch frische Waren verkauften, bildeten sich lange Schlangen. In anderen Läden sind die Vorräte bereits völlig ausgegangen.

Am Freitagabend schossen Scharfschützen auf Journalisten, die auf dem Dach eines Hotels in Tripolis standen. Nach Angaben von Augenzeugen gab es aber keine Verletzten.

Die Versorgungslage wird immer schwieriger.

Die Versorgungslage wird immer schwieriger.

(Foto: REUTERS)

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sieht enorme Herausforderungen in Libyen. Ban sagte nach einer Videokonferenz mit Vertretern der EU, der Afrikanischen Union, der Arabischen Liga und der Organisation der Islamischen Konferenz laut Angaben der Vereinten Nationen, alle seien sich einig, dass die Krise in Libyen eine neue und entscheidende Phase erreicht habe. Man stimme überein, dass ein reibungsloser Übergang wichtig sei. Es sei dringend erforderlich, den Konflikt zu beenden sowie Ordnung und Stabilität wiederherzustellen. Die Teilnehmer hätten darin überein gestimmt, dass die internationale Gemeinschaft ein effektives und gut koordiniertes Aktionsprogramm brauche. Von den Vereinten Nationen werde eine entscheidende Koordinierungsrolle erwartet.

Gaddafi bleibt verschwunden

Nach der Eroberung von Tripolis durch libysche Rebellen stehen jetzt auch Muammar al-Gaddafis letzte Machtbastionen im Land vor dem Fall. Die Kämpfe zwischen Aufständischen und Gaddafi-treuen Truppen konzentrieren sich auf die beiden verbliebenen Hochburgen des alten Regimes, Gaddafis Heimatstadt Sirte sowie die Wüstenstadt Sebha im Zentrum des Landes. Dagegen flauten die Kämpfe in Tripolis nach Fernsehberichten deutlich ab. Weiter unklar ist, wo der langjährige Diktator untergetaucht ist.

Der Chef der libyschen Übergangsregierung, Mahmud Dschibril, erklärte, die Aufständischen hätten inzwischen fast im ganzen Land die Oberhand. Nur Sebha, Sirte sowie das südöstlich von Tripolis gelegene Bani Walid seien noch nicht unter Kontrolle, sagte er nach Angaben der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Ziel sei es, die Städte ohne Blutvergießen einzunehmen.

Unterdessen kommen immer mehr Grausamkeiten der vergangenen Tage ans Licht. Reporter der Fernsehsender Al-Dschasira und BBC berichteten von Gräueltaten auf beiden Seiten. Al-Dschasira zeigte Bilder von Leichen in Grünanalagen in dem noch am Donnerstag besonders heftig umkämpften Stadtteil von Tripolis Abu Salim. Ein Reporter beschrieb die Lage in einem nahe gelegenen Krankenhaus als katastrophal. Dort stapelten sich die Leichen. Offenbar hatten Ärzte, Schwestern und Pfleger das Weite gesucht und dutzende Sterbenskranke einfach zurückgelassen.

Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International haben Gaddafi-Anhänger womöglich mehr als 100 Gefangene in Militärcamps nahe Tripolis brutal getötet. Die Gaddafi-treuen Truppen hätten Granaten geworfen und mit Schusswaffen auf die Gefangenen gefeuert.

Verfolgen Sie die Geschehnisse auch in unserem Liveticker!

Quelle: ntv.de, jmü/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen