Alle wollen Bio Landbau kommt nicht hinterher
07.05.2013, 10:00 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Eigentlich müssten sich die Landwirte über die neuesten Zahlen freuen: Die Deutschen greifen immer mehr zu Bio-Lebensmitteln. Innerhalb der vergangenen sechs Jahre hat sich der Umsatz verdreifacht. Allerdings geht der Boom an den deutschen Bauern vorbei, die sich durch eine unzuverlässige Förderpolitik ausgebremst sehen. Der Gewinn fließt ab ins Ausland.
Der Öko-Landbau in Deutschland hinkt der steigenden Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln einer Studie zufolge immer stärker hinterher. Während sich das Handelsvolumen mit Bio-Essen seit dem Jahr 2000 verdreifacht habe, hätten sich die ökologisch bewirtschafteten Flächen in Deutschland nur verdoppelt, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf eine Studie der Universität Bonn. "Jeder zweite Bio-Apfel und jede zweite Bio-Möhre, die in Deutschland verkauft werden, stammen inzwischen aus dem Ausland", heißt es darin. Zudem kommen 28 Prozent aller Bio-Kartoffeln inzwischen aus Österreich, Israel oder Ägypten. Rund 25 Prozent aller Bio-Einer stammten aus den Niederlanden und Italien.
Demnach geben die Deutschen inzwischen gut sieben Milliarden Euro für Obst, Gemüse und andere Lebensmittel aus biologischem Anbau aus.
Geringe Zuwachsraten in Deutschland
Laut Studie hätten viele Länder das Potential in Deutschland erkannt und in die Umstellung auf Bio-Landbau investiert. So seien in Polen 2004 knapp 83.000 Hektar Land ökologisch bewirtschaftet worden, im Jahr 2010 schon 522.000 Hektar. Auch in den baltischen Ländern stiegen die Bio-Anbauflächen um 300 bis 500 Prozent. In Frankreich betrug der Zuwachs laut der im Auftrag der Grünen erstellten Studie 58 Prozent, in Deutschland hingegen nur 29 Prozent.
Die Gründe sehen die Autoren der Studie in den politischen Vorgaben in Deutschland. Dazu gehörten vor allem "unsichere Förderungen" des ökologischen Landbaus. Dadurch sei das selbstgesteckte Ziel, dass 20 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen biologisch bewirtschaftet werden sollen, in weite Ferne gerückt. Demzufolge gehe der enorme Aufschwung im Biosegment an den deutschen Bauern vorbei.
Auch die Mittelkürzungen innerhalb der Europäischen Union für die Landwirtschaft gingen überproportional zu Kosten des Ökolandbaus. Die Forscher prognostizieren, dass bis zu 20 Prozent weniger Geld bei den Bio-Bauern ankomme, wohingegen der konventionelle Anbau kaum mit Einbußen rechnen müsse.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP