Politik

Präsidentenwahl in Ost-Timor Lange Schlangen vor Wahllokalen

Die Bürger im südostasiatischen Inselstaat Ost-Timor haben am Montag einen neuen Präsidenten gewählt. Viele Menschen erhoffen sich von dem Urnengang fünf Jahre nach der Unabhängigkeit von Indonesien eine Befriedung in einem der ärmsten Länder der Welt. Zuletzt war die Lage von Instabilität und Spannungen zwischen Bewohnern des östlichen und westlichen Landesteils geprägt.

Behörden und Beobachter sprachen am Montag von einem weitgehend problemlosen Verlauf der Abstimmung. Die Wähler hatten über die Nachfolge von Xanana Gusmao zu entscheiden, der nicht erneut antrat. Zur Wahl standen acht Kandidaten, darunter der Friedensnobelpreisträger und bisherige Ministerpräsident Jose Ramos-Horta. Erste Anzeichen deuteten auf eine hohe Wahl-Beteiligung hin. Mit vorläufigen Ergebnissen wurde frühestens am Dienstag gerechnet.

Im Mittelpunkt des Wahlkampfs stand die Frage, wie die Spannungen zwischen den Bewohnern des östlichen und der westlichen Landesteils überwunden werden können. Diese waren 2006 nach der Entlassung von 600 meuternden Soldaten eskaliert. Bei den Unruhen starben mehrere Menschen, 100.000 wurden vertrieben. Die Regierung rief schließlich ausländische Truppen zu Hilfe. Zum Wahlkampf-Ende war es vergangene Woche zu Zusammenstößen zwischen den Anhängern der Kandidaten gekommen, bei denen mehr als 30 Menschen verletzt wurden.

Während des Urnengangs sollten rund 3000 ausländische Soldaten und Polizisten neue Gewalt verhindern. Tatsächlich blieb es in Ost-Timors Hauptstadt Dili am Wahltag ruhig. Anwohner berichteten lediglich von einem Zwischenfall in der Nacht zum Montag, bei dem zwei offenbar betrunkene Soldaten während einer Verkehrskontrolle Schüsse abgegeben hätten. Verletzt worden sei dabei aber niemand. Der Sprecher der Wahlkommission sagte, die Abstimmung sei ohne Gewalt verlaufen. An einigen Orten sei es jedoch zu Beschimpfungen gekommen.

Zahlen zur Beteiligung gab es bis zum Ende der Stimmabgabe nicht. Am Morgen hatten die Behörden aber von Schlangen vor den Wahllokalen in allen Landesteilen berichtet. In einigen Bezirken außerhalb Dilis gingen im Tagesverlauf die Stimmzettel aus und mussten nachgeliefert werden. Ein Vertreter der EU-Wahlbeobachtungskommission sprach von "völlig normalen" Problemen, die bei jeder Wahl auftreten könnten. Insgesamt überwachten 200 internationale Beobachter den Verlauf der Abstimmung. Regierungschef Ramos-Horta zeigte sich insgesamt zufrieden. "Trotz einiger Störungen und Einschüchterungen kann die Wahl als frei und fair bezeichnet werden", sagte er.

Mit dem amtlichen Ergebnis wird nicht vor der kommenden Woche gerechnet. Falls keiner der Kandidaten mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen konnte, ist eine Stichwahl vorgesehen. Beobachter halten dies für wahrscheinlich. Die besten Chancen neben dem als Favorit geltenden Ramos-Horta rechnen sie Francisco Guterres von der früheren Unabhängigkeitsbewegung Fretilin sowie Fernando de Araujo zu, der vor allem junge Wähler ansprach.

Die rund eine Million Einwohner Ost-Timors hatten sich 1999 bei einer Volksabstimmung für die Unabhängigkeit von der seit 1975 dort herrschenden Besatzungsmacht Indonesien ausgesprochen. Pro-indonesische Milizen überzogen das Land daraufhin mit Gewalt, bei der 1000 Menschen ums Leben kamen. Nach einer Übergangsphase unter der Aufsicht der Vereinten Nationen erlangte Ost-Timor schließlich 2002 seine volle Unabhängigkeit.

Quelle: ntv.de

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