"Man muss Sarrazin lesen" Laschet macht Wahlkampf
03.10.2010, 12:33 UhrDer Kandidat für den Vorsitz der NRW-CDU, Laschet, kritisiert Kanzlerin Merkel für ihre Haltung zum Buch von Ex-Bundesbanker Sarrazin. "Ich halte es nicht für hilfreich, wenn man ein Buch verurteilt und gleichzeitig sagt, man habe es nicht gelesen", so Laschet.

Armin Laschet und sein Mitbewerber Norbert Röttgen stellten sich in acht Regionalkonferenzen der Basis.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der frühere nordrhein-westfälische Integrationsminister Armin Laschet (CDU) hat den Umgang der Politiker mit den umstrittenen Äußerungen von Ex-Bundesbanker Thilo Sarrazin und der dadurch ausgelösten Integrationsdebatte kritisiert. Dabei monierte er auch Äußerungen der CDU-Vorsitzenden und Bundeskanzlerin Angela Merkel.
"Innerhalb weniger Wochen kaufen 650 000 Menschen dieses Buch und die politische Klasse sagt: Wir beschäftigen uns nicht damit. Wir schließen ihn aus der Partei aus. Wir lesen das nicht", sagte Laschet, der sich um den Vorsitz der nordrhein-westfälischen CDU bewirbt, dem "Spiegel".
Merkel hatte gesagt, sie habe Sarrazins Buch nicht gelesen, sondern nach den vorher veröffentlichten Auszügen bewertet. Zugleich nannte sie das Buch "nicht hilfreich".
"Ich halte es nicht für hilfreich, wenn man ein Buch verurteilt und gleichzeitig sagt, man habe es nicht gelesen", sagte nun Laschet. Dies gelte besonders für ein Buch, das viele Millionen Menschen bewege. "Man muss es zumindest so ernst nehmen, dass man es liest."
Zu Sarrazins Ausführungen im Buch sagte Laschet: "Die Teile mit seinen genetischen Theorien sind unsinnig." Aber trotzdem sei das Buch ein wichtiger Diskussionsbeitrag. Mit seinem Tabubruch habe der Autor die dahinterliegenden Fragen offengelegt. "Sarrazin trifft nicht meine Meinung, aber er ist kein Rechtsradikaler oder Verfassungsfeind oder was auch immer." Er würde sich mit dem vom Parteiausschluss bedrohten SPD-Mitglied Sarrazin intellektuell und klar auseinandersetzen. "Das ist kein Geert Wilders, es ist auch keine extremistische politische Position."
Neben Laschet bewirbt sich Bundesumweltminister Norbert Röttgen um den Vorsitz der nordrhein-westfälischen CDU. Am Montag beginnt die Mitgliederbefragung, deren Ergebnis zwar nicht bindend ist, die jedoch beide Kandidaten als Entscheidungsgrundlage akzeptiert haben. Der Gewinner der Befragung soll am 6. November auf einem Parteitag formell gewählt werden.
Politisch gibt es nicht viele Unterschiede zwischen Laschet und Röttgen, beide gelten als liberale CDU-Politiker. Im innerparteilichen Wahlkampf hatte Laschet zuletzt allerdings verstärkt versucht, konservative Akzente zu setzen.
Quelle: ntv.de, hvo/dpa