Marienburger Kriegstote Letzte Ruhe bei Szczecin
11.08.2009, 18:21 UhrMehr als 2000 deutsche Kriegsopfer aus dem Zweiten Weltkrieg, die Bauarbeiter im Winter in einem Massengrab im polnischen Marienburg (Malborg) entdeckten, finden am Freitag nahe Stettin (Szczecin) ihre letzte Ruhe.
Die Weltkriegs-Toten waren im vergangenen Winter bei Bauarbeiten zufällig entdeckt worden.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Die sterblichen Überreste werden in einer ökumenischen Trauerfeier auf dem deutschen Kriegsfriedhof Neumark (Stare Czarnowo) bestattet, teilte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in Berlin mit. Die Männer, Frauen und Kinder kamen nach den Ermittlungen der polnischen Staatsanwälte bei Kämpfen um die Stadt Marienburg im Februar und März 1945 ums Leben.
Wer die Toten genau sind, ist immer noch nicht restlos aufgeklärt. Bei den Leichen, darunter 1001 Frauen, 377 Kinder und 381 Männer, fanden sich weder Kleidungsreste noch Schuhe oder persönliche Dinge. Bei mehr als 300 Leichen ließ sich das Geschlecht nach mehr als 60 Jahren nicht mehr bestimmen.
Historiker vermuteten bereits kurz nach dem Fund, dass es sich um deutsche Einwohner Marienburgs handelt, die während der schweren Kämpfe bei der Eroberung der Stadt durch die Rote Armee ums Leben kamen. Die deutsche Militärführung habe die Zivilbevölkerung bereits Ende 1944 zum Verlassen Marienburgs aufgefordert. Ein Teil der Einwohner sei trotzdem geblieben. Nach der Eroberung der Stadt war eine Flucht kaum noch möglich. Seit Kriegsende galten rund 1840 ehemals deutsche Einwohner Marienburgs als vermisst. Eine andere Theorie im Winter lautete, dass die Toten in den letzten Kriegsmonaten an Typhus starben.
Massengrab im Bombentrichter
Die Leichen waren nur 300 Meter vom mittelalterlichen Schloss des Deutschen Ordens entfernt gefunden worden, einer der größten Touristenattraktionen Polens und zum Welterbe gehörend.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Das Massengrab, das 1945 möglicherweise in einem Bombenkrater entstand, war durch Zufall im vergangenen Oktober bei Ausschachtungsarbeiten für ein Luxushotel entdeckt worden. Die Exhumierung musste wegen großer Kälte unterbrochen werden und dauerte mehrere Wochen. Die Stadtverwaltung Marienburg entschied im Februar, das Hotel an einem anderen Ort zu bauen. An der Fundstelle soll ein Denkmal an die unbekannten Toten erinnern.
"Die endgültige Aufklärung ist eine Aufgabe der Historiker und der Öffentlichkeit in Polen und Deutschland", sagte Volksbund-Präsident Reinhard Führer. An Spekulationen über die Toten und die Todesursache wolle sich der Volksbund nicht beteiligen. "Unser Anliegen ist es, den Toten auf Dauer eine würdige Ruhestätte zu schaffen", ergänzte er.
Geistliche aus beiden Ländern
Die Trauerfeier gestalten Geistliche aus Polen und Deutschland, darunter die Weihbischöfe Gerhard Pieschl aus Limburg und Marian Blazej Kruszylowicz aus Stettin. Der deutsche Botschafter in Polen, Michael Gerdts, hat zugesagt. Auch Repräsentanten der Stadt Marienburg, der Woiwodschaft (Verwaltungsbezirk) Stettin und der Vertriebenverbände sind geladen. Der Volksbund erwartet, dass auch zahlreiche Deutsche und Polen den Toten die letzte Ehre erweisen wollen.
Für die Toten aus Marienburg gestaltet der Volksbund ein gesondertes Grabfeld. Neumark (Stare Czarnowo) ist eine von 13 Kriegsgräberstätten, die der Volksbund seit 1991 in Polen errichtet hat. Dort ruhen rund 13.000 Wehrmachtsangehörige, aber auch zivile deutsche Opfer des Zweiten Weltkrieges.
Quelle: ntv.de, dpa