Politik

Begräbnis auf dem Wawel Letztes Geleit für Lech Kaczynski

Der umstrittenen Präsident hatte das Land erst in seinem Tod geeint.

Der umstrittenen Präsident hatte das Land erst in seinem Tod geeint.

(Foto: dpa)

Bei einem Staatsbegräbnis wird in Krakau der verunglückte polnische Präsident Lech Kaczynski beigesetzt. Die Trauerfeier wird zum Zeichen der Versöhnung zwischen Russland und Polen. Viele Staatsgäste müssen wegen der Einstellung des Flugverkehrs absagen.

40 der hocherangigen Gäste mussten ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten kurzfristig absagen.

40 der hocherangigen Gäste mussten ihre Teilnahme an den Feierlichkeiten kurzfristig absagen.

(Foto: AP)

Mit einem Staatsbegräbnis für den polnischen Präsidenten sind die Trauerzeremonien in Krakau zu Ende gegangen. Kaczynski und seine Frau Maria wurden nach einer Trauermesse in Krakau in der Gruft des Wawel-Kathedrale bestattet. Zehntausende Polen hatten zuvor noch einmal die Gelegenheit genutzt, von dem zu Lebzeiten umstrittenen Präsidenten, der das Land erst in seinem Tod geeint hatte, Abschied zu nehmen.

Zu dem Staatsbegräbnis in Krakau hatten sich auch zahlreiche Präsidenten, Regierungschefs und gekrönte Häupter angesagt. Doch wegen der Vulkanasche aus Island und der Sperrung weiter Teile des europäischen Luftraums sagten über 40 von ihnen ihre Teilnahme kurzfristig ab, darunter US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Trauer verbindet Nationen

Bei der Totenmesse für das Ehepaar Kaczynski.

Bei der Totenmesse für das Ehepaar Kaczynski.

(Foto: dpa)

Unbeeindruckt von der Aschewolke traf dagegen der russische Präsident Dmitri Medwedew mit einer Sondermaschine in Krakau ein. Auf den russischen Präsidenten, dessen Land eine schwierige Vergangenheit mit Polen hat, richteten sich die Augen vieler Polen. Im Gespräch mit dem polnischen Regierungschef Donald Tusk sagte Medwedew vor der Totenmesse, die Trauer habe beide Nationen verbunden. Auch künftig sei das russische Volk bereit zur Zusammenarbeit. Medwedew legte in der Marienkirche einen Strauß scharlachroter Rosen nieder und zündete eine Kerze an. Das russische Staatsfernsehen übertrug das Staatsbegräbnis direkt. Als wichtigster ausländischer Politiker wurde Medwedew in der Krakauer Marienkirche ganz nach vorne zu seinem Sitz geführt.

Deutschland wurde von Bundespräsident Horst Köhler und Bundesaußenminister Guido Westerwelle vertreten. Sie waren per Hubschrauber angereist. Von den übrigen hochrangigen Staatsgästen, die es noch zum Staatsbegräbnis geschafft hatten, kamen die meisten aus den östlichen, weniger von der Vulkanasche betroffenen Teilen Europas und aus Asien. Köhler und Westerwelle kondolierten zum Abschluss der Trauerfeier der polnischen Führung.

Beisetzung im engsten Kreis

Die Trauerzeremonie begann mit Gedenkminuten und Sirenengeheul in ganz Krakau. Nach der Messe in der prächtigen Marienkirche wurden die in rot-weiße Flaggen gehüllten Särge dann auf Geschütz-Lafetten durch die Krakauer Altstadt zur Wawel-Burg gebracht. Erneut säumten Tausende Menschen die Straßen. In der Wawel-Kathedrale auf der Burg wurde das Paar in einem Sarkophag an der Seite von polnischen Königen und Nationalhelden bestattet. Nur die Familie, darunter die Tochter Marta und der Bruder Jaroslaw, durften den letzten Minuten der Beisetzung beiwohnen.

Dass der erzkonservative Präsident Kaczynski auf dem Burgberg Wawel, der ehemaligen Königsresidenz in Krakau und einem der bedeutendsten nationalen Symbole, zur letzten Ruhe gebettet wird, war umstritten. Kritiker argumentieren, dass er nicht neben Königen und Nationalhelden beerdigt werden sollte.

Hunderttausende nehmen Abschied

Bei der Prozession durch die Stadt zur Wawel-Burg.

Bei der Prozession durch die Stadt zur Wawel-Burg.

(Foto: dpa)

Bereits am Vortag hatten Hunderttausende Menschen in Warschau bei einem Staatsakt Abschied von dem Präsidenten genommen und der fast hundert Toten des Flugzeugabsturzes vor einer Woche in Russland gedacht. Premierminister Donald Tusk nannte den Absturz der Präsidentenmaschine die größte Tragödie der polnischen Nachkriegsgeschichte. Parlamentschef Bronislaw Komorowski, das amtierende Staatsoberhaupt, appellierte an die Polen, in diesen schweren Stunden zusammenzustehen. "Nur selten gibt es Augenblicke in der Geschichte einer Nation, in denen wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen", sagte er. "Die Katastrophe bei Smolensk war ein solcher Augenblick."

Kaczynskis Maschine war bei Smolensk in Westrussland bei dichtem Nebel abgestürzt. Über die Unglücksursache wird weiter nur spekuliert. Es wird vermutet, dass die russischen Behörden mit einigem Abstand zur Trauer in Polen die Auswertungen der Flugschreiber veröffentlichen werden. Die Delegation war auf dem Weg zu Gedenkveranstaltungen zum 70. Jahrestag der Hinrichtungen in Katyn gewesen. Der sowjetische Geheimdienst hatte damals 22.000 polnische Offiziere und andere Mitglieder der Führungselite umgebracht.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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