Flucht aus dem Flüchtlingslager Libanon erbittet Hilfe
23.05.2007, 16:54 UhrAus dem umkämpften palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al-Bared im Norden des Libanon sollen bereits die Hälfte der rund 40.000 Bewohner geflüchtet sein. Sie nutzten eine Waffenruhe zur Massenflucht. Die libanesische Regierung versuchte unterdessen, gemäßigte Palästinenser-Organisationen zur Mithilfe im Kampf gegen die Milizionäre der radikalen Fatah-al-Islam-Gruppe zu gewinnen, die sich in dem Lager verschanzt haben.
Palästinenser sollen eingreifen
Wie aus Regierungskreisen in Beirut verlautete, verhandelt die Regierung von Ministerpräsident Fuad Siniora inzwischen mit der Palästinenser-Fraktion Fatah darüber, ob 300 ihrer Kämpfer in das Flüchtlingslager geschickt werden sollen, um die Milizionäre der Fatah-al-Islam-Extremisten dort in die Enge zu treiben. "Alle palästinensischen Fraktionen haben sich darauf geeinigt, dafür zu sorgen, dass Fatah al-Islam aus Nahr al-Bared verschwindet", sagte Fatah-Sprecher Sultan Abu Al-Ainein. Den Einsatz von Gewalt wollte er nicht ausschließen. Die libanesische Armee hat zu den zwölf palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon gemäß einem Abkommen keinen Zutritt.
"Wir werden hier sterben"
Ein Sprecher der sunnitischen Fatah al-Islam in dem Lager sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Wir respektieren die Waffenruhe, aber wir werden uns nicht ergeben. Wir können noch neun Monate lang kämpfen und haben genug Waffen, um uns gegen jeden zu wehren, der uns angreift." Es stehe den Zivilisten frei, das Lager zu verlassen. "Wir werden hier sterben", fügte der Sprecher, der sich Abu Salim nannte, hinzu. Die Armee, die das Lager abgesperrt hat, ließ derweil Pressefotografen in das Gebiet. Diese sahen mehrere Leichen von Kämpfern auf den Straßen liegen.
Palästinenser in Nahr al-Bared berichteten, ihre Kinder hätten während der Kämpfe tagelang ohne Essen auskommen müssen. Zahlreiche Zivilisten seien getötet worden. Palästinenser, die das Lager verließen, erklärten, in Nahr al-Bared seien Verwundete gestorben, weil keine Krankenwagen in das Lager hätten fahren können.
Quelle: ntv.de