"Die FDP ist keinesfalls sicher drin" Liberale sacken unter Fünf-Prozent-Hürde
15.09.2013, 12:15 Uhr
(Foto: dpa)
Schafft sie es in den Bundestag oder schafft sie es nicht? Das ist derzeit die große Frage, die die FDP umtreibt. Die jüngste Umfrage gibt ihr wenig Anlass zur Hoffnung. Dagegen haben die Eurokritiker von der AfD allen Grund zum Frohlocken.
Eine Woche vor der Wahl müssen die Liberalen um den Einzug in den Bundestag bangen. Derzeit kämen die Liberalen auf vier Prozent und damit nicht in den Bundestag, wie das Meinungsforschungsinstitut Insa für den "Focus" ermittelte. Gleichauf liegt demnach die eurokritische Alternative für Deutschland (AfD). Die CDU kommt dieser Umfrage zufolge auf 38, die SPD auf 27 Prozent. Die Grünen sieht INSA bei 11, die Linke bei 8 und die Piratenpartei bei 3 Prozent.
Auch wenn die genauen Umfrageergebnisse von Tag zu Tag schwanken, sind sich führende Meinungsforschungsinstitute doch einig in ihrer Skepsis, was die Erfolgsaussichten der FDP anbelangt. "Die FDP ist keinesfalls sicher drin", sagt etwa Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. "Wir werden nach der Bayernwahl große Fragezeichen erleben. Wenn sie dort aus dem Landtag fliegt, kann es sein, dass taktische Unionswähler mit ihren Stimmen bei der Bundestagswahl die FDP über die 5-Prozenthürde heben. Es könnte aber auch dazu führen, dass die potenziellen Wähler auf Bundesebene Angst bekommen, ihre Stimme zu verschenken."
Ähnlich sieht es Infratest-Chef Richard Hilmer: "Im ARD-Deutschlandtrend kam die FDP zuletzt konstant auf 5 Prozent, was unter Berücksichtigung der statistischen Fehlertoleranz einem Anteilswert von 4 bis 6 Prozent entspricht. Also sicher ist ihr Einzug keineswegs."
AfD könnte Protestwähler anlocken
Dafür darf eine andere Partei hoffen. So halten es Deutschlands führende Meinungsforschungsinstitute für möglich, dass die AfD am kommenden Sonntag den Sprung in den Bundestag schafft. Emnid-Chef Klaus-Peter Schöppner sagte der "Bild am Sonntag": "2 bis 3 Prozent der Wähler sind eingefleischte Anhänger der AfD, die den Euro satt haben. Dazu kommen rund 5 Prozent Protestwähler, die mit dem politischen System unzufrieden sind und einer Partei ihre Stimme geben, die den Etablierten den meisten Ärger macht. Wenn nur die Hälfte davon AfD wählt, ist sie im Bundestag."
Auch Forsa-Chef Manfred Güllner hält einen Einzug der AfD in den Bundestag für möglich: "Als reine Anti-Euro-Partei hatte sie keine Chance. Jetzt bedient die AfD aber ein rechtspopulistisches Potenzial, das latent in Deutschland immer vorhanden ist. Das könnte ihr über die 5-Prozenthürde helfen. Unser Problem ist: Ein Teil dieser Wähler lässt sich von Meinungsforschern gar nicht erst befragen, weil wir in deren Augen zur Manipulationsmaschine aus Politik und Medien dazu gehören."
Nach Ansicht von Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen lässt sich das Wählerpotenzial der AfD erst kurz vor der Wahl einschätzen: "Protestparteien wie die AfD legen erst am Schluss zu, wenn sie zulegen. Deshalb können wir erst bei unserer Umfrage nächsten Donnerstag absehen, ob die AfD eine realistische Chancen hat." Im aktuellen Sonntagstrend von Emnid und BamS kann die AfD in dieser Woche um einen Prozentpunkt auf 4 Prozent zulegen.
Quelle: ntv.de, ghö/dpa